Kaffeetschi mit Feuerwasser
Die Band Slang aus der Hipster-Hauptstadt Portland
Mitunter lesen sich die Texte, die sich Drew Grow für seine Band Slang auf dem Debütalbum Cockroach In A Ghost Town da so zusammenbastelt, wie die literarisch ambitionierten Tagebucheintragungen eines Gymnasiasten. Der ist noch nicht draufgekommen, dass vom Dichter im Musenhain gepflückte Gedanken keinen Anspruch auf Originalität haben müssen: Einsamer Wolf, nie mehr nach Hause zurück. Herz aus Stein, Dunkelheit im gelobten Land. Ich bin allein, innerlich verbrannt. Bu-hu-hu.
Gott sei Dank hat Drew Grow aber mit Janet Weiss, Katy Foster und Anita Lee Elliot drei Frauen um sich, die wissen, dass Lyrik oft besser wird, wenn es ordentlich und mit Willensstärke aus den Verstärkern kesselt. Speziell Schlagzeugerin Janet Weiss kennt man von der großen Riot-Grrrl-Band Sleater-Kinney aus den 1990er-Jahren – und auch Bassistin Kathy Foster sorgte mit ihrem Trio The Thermals bis herauf in die Zehnerjahre für kräftigen Indierock ohne unnötige Schnörkel.
Slang haben sich aufgrund diverser anderer musikalischer Projekte gut ein Jahrzehnt für die neun Songs auf Cockroach In A Ghost Town Zeit gelassen. Vielleicht hat man sich auch daheim in der alten Hipster-Welthauptstadt Portland, Oregon, einfach bei diversen Kaffeetschis mit Hafermilch verplaudert.
Bei Songs wie Wilder oder Hit the City mit schönem glockenhellem Chorgesang, schepperndem Schlagzeug und Fuzzgitarren aus den Punk-Garagen der Swinging Sixties merkt man allerdings, dass da heimlich auch ein Schuss Feuerwasser in die Plörre gegossen wurde. Dramakönig Drew Grow gibt dazu im Lied In Hot Water den Ziggy Stardust mit Schlumpfhaube statt YamamotoDress. Läuft.