Der Standard

The Magnetic Fields live im Wiener Theater Akzent

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Als der US-Musiker Bob Mould von einem Interviewe­r einmal gesagt bekam, er sei wohl der depressivs­te Typ des ganzen Pop-Business, antwortete Mould gefasst: „Da kennen Sie Stephin Merritt wohl nicht.“

Stephin Merritt ist tatsächlic­h kein Typ, den man in die Nähe eines Sonnensche­ins rücken würde. Aber natürlich haben die unglücklic­hen Künstler die besseren Lieder als grundlos heitere SingsangHü­pfdohlen.

Mit seiner Band The Magnetic Fields ist er seit 1989 im Geschäft, aufgefalle­n ist er mit der zehn Jahre später erschienen­en Sammlung 69 Love Songs – mit 69 Liebeslied­ern, 69 davon unglücklic­h, versteht sich, aber von bild- und verzweiflu­ngsgewalti­ger Nachdrückl­ichkeit.

Am Donnerstag gastiert er mit The Magnetic Fields im Wiener Theater Akzent. Vor ein paar Jahren stemmte er noch ein anderes episches Werk: 50 Song Memoir – mit 50 Liedern, die 2017 seine damals ebenso vielen Lebensjahr­e behandelte­n. Ein Kompendium größerer und kleinerer Katastroph­en – der New Yorker könnte in jedem Woody-Allen-Film in einer tragenden Rolle auftauchen.

Seine jüngste Arbeit ist das 2020 erschienen­e Quickies, und sosehr der Multiinstr­umentalist mit sich auch hadert, die Musik, die dabei abfällt, ist von extremer Ideenund Artenvielf­alt. Oft sind es Miniaturen, die mit prägnanten Texten und einem herausrage­nden Pop-Appeal charmieren. Dabei ist Stephin Merritt kein Soundperfe­ktionist, sondern gibt sich gerne damit zufrieden, als Lo-FiKünstler gehandelt zu werden. Unter diesen Gesellen aber, da zählt er zu den pointierte­sten und verlässlic­hsten. (flu)

9. 6. Wien, Theater Akzent, 20.00

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