Der Standard

Nur der Weihnachts­mann fehlt

Der ORF dreht vorerst zwei neue Folgen von „MA 2412“mit Alfred Dorfer und Roland Düringer. Die Beamtenleg­enden Weber und Breitfuß gehen einander neuerdings in der Pension auf die Nerven.

- Doris Priesching

Den Weihnachts­mann gibt’s nicht mehr. Die MA 2412 wurde aufgelöst. Von einer „Ministerin, die nicht gut Deutsch spricht“, beschreibt Alfred Dorfer die Ausgangssi­tuation von Weber und Breitfuß. In vorerst zweimal 45 Minuten kehren die Kultfigure­n aus der Serie MA 2412 zurück. Der ORF zeigt die beiden Filme voraussich­tlich 2023. Mit „nicht gutem Deutsch“meint der Satiriker freilich nicht die Aussprache der Politikeri­n, sondern deren Eigenheit, „Sätze ohne Sinn“zu sagen. „Soll ja bei Politikern vorkommen“, fügt Dorfer hinzu.

Was es war

Ing. Engelbert Breitfuß und sein Kollege Michael Weber waren zwei in der fiktiven Magistrats­abteilung für Weihnachts­dekoration aneinander­gekettete Beamte. In den 34 Folgen der Sitcom ging es zwischen 1998 und 2002 und in einem 2004 erschienen­en Film hauptsächl­ich darum, Parteienve­rkehr zu verhindern, Anträge zu verschlepp­en, Bürgerkont­akt zu vermeiden,

insgesamt also die ohnehin spärlichen Aufgaben zwar zu inszeniere­n, aber nicht zu realisiere­n, was ziemlich dem öffentlich­en Bild von der Arbeit am Amt entspricht. Die Sitcom gehört heute zum Nationalgu­t des ORF und wird regelmäßig wiederholt.

Das Comeback

„Ist eine romantisch­e Geschichte“, erzählt Dorfer am Dienstag in Wien. In einem Linzer Kaffeehaus habe ihn eine Truppe junger HTL-Schüler um ein gemeinsame­s Foto gebeten. Er habe sich gewundert, sagt Dorfer: „Warum? Ihr seid 17.“Noch seltsamer erschien ihm, als die Burschen sagten, sie seien Fans von MA 2412. Dorfer sah den Bedarf, rief Düringer, ein Treatment war geschriebe­n. Der ORF sagte für vorerst zwei Filme zu, längst gibt es mehr.

Die Story

Das Aus der MA bedeutete auch das Ende der Beamtenkar­riere von Breitfuß und Weber. Die beiden gehen in Frühpensio­n. Die für beide

erleichter­nde Aussicht, einander nie wieder sehen zu müssen, wird in jeder Folge enttäuscht. In der ersten treffen die beiden im Reha-Zentrum aufeinande­r. Weber hat es in die Luxuskateg­orie geschafft, während Breitfuß in der Holzklasse regenerier­t. Folge zwei bringt eine Begegnung am Set eines Horrorfilm­s.

Die Erwartunge­n

Revivals gehören in der Film, TVund Streamingw­elt zum gern geübten

Ritual, also ist es nur schlüssig, die erfolgreic­he Serie wiederzube­leben. MA 2412 genießt tatsächlic­h so etwas wie Kultstatus – selbst bei den Mitarbeite­rn des Magistrats, die der Serie ein ganz real existieren­des Denkmal am Wienerberg gesetzt haben. „Das muss man erst einmal schaffen“, sagt Regisseur Harald Sicheritz. Den Dreh der neuen Folgen empfand er als rundum beglückend, wenn nicht gar befreiend: „Weil es geil ist, wieder ganz genuin deppert sein zu können.“Sicheritz führt bei beiden Filmen Regie. Bei Fortsetzun­gen kämen Neue zum Zug, sagt Düringer: „Damit es für uns eine Abwechslun­g ist.“

Das Drehbuch

Als langjährig­e Kabarettge­fährten mussten Dorfer und Düringer sich nicht lange aneinander gewöhnen. „Wir haben uns einmal getroffen und uns gefragt: Wollen wir das überhaupt?“Antwort: Ja. Und wie schreibt man lustig? Über die Figuren – und nicht über die Dialoge, betonen beide. Düringer: „Wuchteln

schreibt man nicht. Die spielt man.“Das Wiederhine­infinden in die Figuren sei so schnell gegangen, als hätten sie sie „vorgestern“das letzte Mal gespielt.

Der Schmäh

Habe sich seither geändert, bestätigen beide. Der Sexismus von damals sei heute undenkbar, wiewohl beide beim Thema Political Correctnes­s auf ihre Spielräume beharren: „Ein Michael Weber muss jede Frau anbraten, das geht gar nicht anders“, sagt Düringer. Dorfer: „Satire verliert vollkommen ihre Berechtigu­ng, wenn sie politisch korrekt sein soll.“

„Weil es geil ist, wieder einmal ganz genuin deppert sein zu können.“Harald Sicheritz

Und Frau Knackal?

Gibt es wieder, weil die ehemalige Programmdi­rektorin Kathrin Zechner es so wollte. Monica Weinzettl ist wieder dabei, wenn auch nicht als Sekretärin der Magistrats­abteilung, sondern als immer wiederkehr­ende unbekannte Größe in wechselnde­n Rollen. „Gut so“, sagt Dorfer.

 ?? ?? Weber und Breitfuß können es nicht lassen: Alfred Dorfer (li.) und Roland Düringer drehen für den ORF die Fortsetzun­g von „MA 2412“.
Weber und Breitfuß können es nicht lassen: Alfred Dorfer (li.) und Roland Düringer drehen für den ORF die Fortsetzun­g von „MA 2412“.

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