„Kein Traum ist zu groß“
Positioniert zwischen Masse und Premium mit Fokus auf Emotionen: So präsentiert sich die junge Marke Cupra, sieht sich ab 2030 rein elektrisch und zeigte jetzt, wie die nächsten Schritte ganz konkret aussehen werden.
Klotzen statt kleckern. Warum den Eindruck erwecken, man ließe sich die Neuheiten im Jahreslaufe mühsam aus der Nase ziehen, wenn man alles mit einem Paukenschlag ans Licht der Welt bringen kann? Wayne Griffiths, der Engländer an der Spitze von Seat und Cupra, ist überhaupt ein Typ, der das offensive Leben liebt, die große – und ein bisschen auch symbolische – Geste, und so war es nur logisch, den dreigestirnig untermalten Blick in die nahe Zukunft dort zu zelebrieren, wo vor vier Jahren alles begann, wo die junge Marke aus der Taufe gehoben wurde: auf dem Areal der alten Rennstrecke Terramar.
Dreigestirnig, weil er im Rahmen des „Unstoppable Impulse Events“gleich drei neue Serienmodelle auf die Bühne rollen ließ – „neue Helden für eine neue Ära“, von denen der kleinste die größte Aufmerksamkeit erregte, dazu unten mehr. Davor lassen wir Jorge Díez, lange in AudiDiensten und seit Ende ’20 Designchef von Seat und Cupra, erläutern, dass und warum die Dreizahl auch anderswo auftaucht: als neue Lichtsignatur aus drei Dreiecken, die für das Auge aus der Ferne wiederum ein einziges solchiges ergeben.
Die dynamische Drei
„Schon Kinder spielen mit nur drei geometrischen Grundformen herum: Kreis, Quadrat und Dreieck. Nur Letzteres vermittelt jenes Maß an Dynamik, das wir mit unserer jungen Marke vermitteln möchten“, hatte Díez in einem Plausch vor Beginn der Veranstaltung skizziert.
Ja ja, jung und dynamisch, wer möchte das nicht sein, das signalisiert Siegeslaune, Aufbruchstimmung, Willen zum Erfolg. Dass Cupra, 2018 offensiv aus der Motorsportecke zur Submarke befördert (besser als defensiv die Abteilung zusperren, probieren geht über studieren), bisher eine hübsche Erfolgsgeschichte war, stärkt Griffiths’ Position im gerne eher unbarmherzigen VW-Milieu. Hat die spanische Abteilung im zweiten Corona- und Halbleiterkrisenjahr 2021 doch insgesamt rot bilanziert – so was sieht man in Wolfsburg gar nicht gerne.
Jedenfalls, Cupra als Marke zwischen Masse und Premium zu positionieren, mit progressivem Image, das ist bisher überraschend gut gelungen, und das „in Zeiten, wo viele alte Marken verschwinden“(Griffiths), aber schließlich gelte: „Kein Traum ist zu groß.“Der Formentor, erster eigenständiger Cupra überhaupt, „mit 100 Prozent CupraDNA“, hat sich seit seinem Start im Jahr 2020 schon über 100.000-mal verkauft, künftig sollen eine halbe Million Cupras pro Jahr glückliche Kundinnen und Kunden finden, bis runter nach Australien, das soeben als Absatzmarkt hinzugekommen ist. Und mit der Aussage, dass man ab 2030 zu einer reinen Elektromarke werde, ist der Weg bis zum Ende des Jahrzehnts präzise vorgebahnt.
Die drei gezeigten Fahrzeuge debütieren schon bis Mitte des Jahrzehnts: der Elektro-SUV Tavascan, der Terramar, der sich mit 4,50 Meter Länge über dem Formentor positionieren und als Plug-in-SUV der letzte verbrennungsmotorisch betriebene Cupra sein wird (für beide ist als Marktstart 2024 avisiert), sowie der, traraaa, Urban Rebel.
Offiziell so sparsam, dass man sogar das Leerzeichen dazwischen einspart – er schreibt sich nämlich UrbanRebel –, handelt es sich hierbei um den ersten Beitrag auf der MEBSmall-Plattform, mit der der VWKonzern dem Ruf nach leistbaren Klein-Elektroautos nachkommen will. Laut Griffiths sei dies „das größte Projekt für unsere Firma in den nächsten Jahren, der Schlüssel für unsere Transformation zur Elektromarke“, und die Katalanen leisten überhaupt maßgebliche Entwicklungsarbeit für MEB-Small.
Stadtrebell aus Martorell
Jedenfalls rollt der sympathische, innen wie außen recht progressiv designte Kleine, der in Martorell gebaut wird und von dem sich dennoch nicht recht erschließen will, was an ihm rebellisch sein soll, 2025 auf die Straßen dieser Welt. Mit viel 3D-Druck-Leichtbau und noch mehr anderen originellen Ideen.
4,03 Meter kurz ist er, mit vier Radnabenmotoren ausgestattet – nein, reingefallen: mit Frontantrieb und bis zu 166 kW (226 PS) stark. Aus dem Stand ist der Stadtrebell in 6,9 Sekunden auf 100 km/h, na hoffentlich bekommt man da nicht gleich einmal unliebsamen Kontakt mit der Exekutive, und die Reise soll bis zu 440 km weit gehen. Damit sind also mehr als nur Rundfahrten in der heimischen Urbs drin.