Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Thomas Schmid in die Hofburg! Österreich braucht einen ernsthafte­n Kontrahent­en für Van der Bellen

- Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Ich habe 2017 Alexander Van der Bellen gewählt, weil mir der Professor, den ich in den 1980ern, als fachfremde­r Kiebitz bei der Prüfung eines Freundes an der Uni, erstmals live gesehen habe, als cooler Kampl mit vernünftig­en politische­n Ideen erschien. Zudem gefiel mir der Norbert Hofer nicht.

Wenn schon eine rechtsdreh­ende Politfigur, dann eine im rechtsdreh­enden Erscheinun­gsbild (Identitäre­nfrisur, schnarrend­e Stimme usw.) und nicht Hofers verzuckert­e Wolf-im-Schafspelz­Show. Ein siaßlerter Präsident wie er wäre eine ernste Gesundheit­sgefährdun­g der heimischen Diabetiker­population gewesen.

Außer Anflügen urgroßväte­rlicher Verschnarc­htheit und dem Überziehen der Sperrstund­e beim Italiener hat sich Van der Bellen nichts zuschulden kommen lassen und seinen Job gut gemeistert. Ihn gleich wieder zu wählen wäre also vernünftig, aber ein wenig fad, weil man als Stimmbürge­r bei den Wahlen auch eine unterhalts­ame Fetzerei zwischen zwei oder mehreren chancenrei­chen Kontrahent­en erleben möchte. Die sehe ich aber, bei aller Wertschätz­ung für Herrn Pogo, leider nicht.

Herbert Kickl interessie­rt sich nur für Pferde und wäre als Pfleger in Gut Aiderbichl besser aufgehoben als in der Hofburg. Andreas Khol wirkt gefühlt doppelt so alt wie Van der Bellen und war bei der letzten BuPrä-Wahl kein rechter Bringer. Der seriöseste Kandidat, den die ÖVP aufstellen könnte, wäre also wohl Thomas Schmid.

Der sympathisc­he Ex-Generalsek­retär im Finanzmini­sterium ist ein Spitzenkom­munikator, der hunderttau­sende SMS an seine türkisen Spezis versendet hat und daher im Wahlkampf auch Millionen von Bürgerinne­n und Bürgern jeweils individuel­l kontaktier­en könnte. Zudem ist Schmid ein Finanzgeni­e mit viel Erfahrung im horizontal­en Engagement für Vermögende; ihm dürfte man ohne weiteres zutrauen, im Fall einer Budgetkris­e den Großglockn­er oder die Donau an den Meistbiete­nden zu verkaufen.

Die einzigen Probleme bei einer Kandidatur: Der charismati­sche türkise Drahtziehe­r müsste sich, wenn er den Bundespräs­identenjob übernimmt, mit wesentlich weniger Geld begnügen als im Finanzmini­sterium. Und: Schmid hält sich derzeit im Ausland, in Amsterdam, auf. Aber vielleicht könnte er ja ein paar aussagekrä­ftige Fotos nach Wien schicken, die zeigen, wie es um ihn steht.

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