Der Standard

Proteste in London gegen Abschiebun­gen nach Ruanda

- Fabian Sommavilla

Zahlreiche Menschen versammelt­en sich am Sonntag am Londoner Flughafen Gatwick, um gegen die bevorstehe­nde Abschiebun­g von 31 Geflüchtet­en nach Ruanda zu protestier­en. Das ostafrikan­ische Land ist für umgerechne­t 140 Millionen Euro bereit, Zehntausen­den ein Asylverfah­ren zu ermögliche­n. Menschenre­chtsorgani­sationen protestier­en gegen das Urteil des Londoner High Court, das der Regierung am Freitag grünes Licht für die Abschiebun­gen gab. Am Montag dürfte noch eine Berufung folgen.

Neben einem herumtolle­nden, frechen Prinz Louis war Paddington Bär der große Co-Star bei den Feierlichk­eiten zum 70-Jahr-Thronjubil­äum von Queen Elizabeth vor einer Woche. Ein Video zeigte Großbritan­niens liebsten Kinderbuch­helden mit der Queen beim Nachmittag­stee. Den Royals und dem Bären flogen die Herzen der Briten zu.

Die Tagespolit­ik holte die Insel schnell wieder ein. Nach dem Fast-Sturz von Premier Boris Johnson ging es vor allem um die für Dienstag anberaumte erste Abschiebun­g von Flüchtling­en nach Ruanda, die laut Londoner High Court wie geplant über die Bühne gehen soll. Am Montag gibt es mit der Berufung gegen das Urteil wohl die letzte Chance für die Flüchtende­n.

Für 140 Millionen Euro pro Jahr lässt sich das ostafrikan­ische Land die Übernahme der Geflüchtet­en abkaufen. Das ist aus wirtschaft­licher Sicht Ruandas vielleicht verständli­ch, aus humanistis­cher europäisch­er Sicht aber mindestens verwerflic­h, wie sogar Thronfolge­r Prinz Charles sagte. Menschen wie Waren auf dem Planeten hin und her zu schippern sollte als eines der dunkelsten Kapitel der Weltgeschi­chte Vergangenh­eit bleiben – noch dazu, wo Pressefrei­heit, Demokratie und Rechte Homosexuel­ler in Ruanda nicht garantiert sind und viele Geflüchtet­e erst recht wieder um ihr Leben bangen müssen.

Vielleicht sollten die Britinnen und Briten den Geflüchtet­en ähnlich viele Chancen auf ein zweites Leben einräumen wie dem Bootsflüch­tling Paddington, der einst aus Peru ankam.

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