SPORT VOM WOCHENENDE
Ferraris guter Saisonstart erweist sich als Strohfeuer, Red Bull hatte in Baku leichtes Spiel. Der durchgeschüttelte George Russell etabliert sich als Mercedes-Erfolgsgarant.
Rot wie Ferraris Autos wurden ihre Ingenieure beim GP in Baku: Charles Leclerc und Carlos Sainz fielen aus, Max Verstappen jubelte.
Orange ist die Alarmstufe bei Rafael Nadals Schmerzmittelkonsum. Ob das Doping ist, erklärt David Müller von der Nada im Interview.
Gelb leuchtet am Ende einer langen Saison die Ampel der geschundenen Profikickerkörper. Heute Abend spielt das ÖFB-Team in Kopenhagen das Match der letzten Körner.
Grün ist der Golfrasen auch, wenn Saudi-Arabien das Preisgeld zahlt. Charl Schwartzel gewann das erste Turnier der umstrittenen LIV-Tour.
Blau war der Himmel beim 1:2 der ÖFB-Frauen gegen Dänemark.
Violett vollendet die Pride-Fahne.
Der bisher meist spektakuläre Formel-1GP von Aserbaidschan in Baku war am Sonntagnachmittag nur für die Fans von Red Bull ein Hochgenuss. Max Verstappen und Sergio Perez feierten vor allem dank eines Selbstfallers von Ferrari einen Doppelsieg vor den Mercedes-Fahrern George Russell und Lewis Hamilton.
Der von Platz zwei gestartete Perez holte sich die Führung schon in der ersten Kurve recht entspannt, Ferraris Pole-Setter Charles Leclerc war schlechter weggekommen und verbremste sich leicht. Der Monegasse hielt danach immerhin seinen WM-Hauptkonkurrenten Verstappen in Schach, bis ein Defekt des zweiten Ferraris von Carlos Sainz ein Virtual Safety Car erzwang. Praktisch alle Fahrer nutzten das Tempolimit für einen begünstigten Boxenstopp, die Red Bulls blieben draußen. Unter der Anweisung, keinen Blechsalat zu riskieren, überholte Verstappen den etwas langsameren Perez.
Nach den nachgeholten Stopps der RBFahrer lag Leclerc wieder in Front, bis sich der Motor seiner wankelmütigen Roten Göttin verfrüht in den Feierabend verabschiedete. Es war sein zweiter Ausfall in den letzten drei Rennen, so verliert man die Weltmeisterschaft. Die ist für Kevin Magnussen im Haas zwar kein Thema, ein Motorschaden allerdings sehr wohl. Auch das daraus resultierende Virtual Safety Car vermochte nicht für Spannung zu sorgen. 15 Runden vor Schluss lagen zwischen Verstappen, Perez, dem drittplatzierten Russell, Pierre Gasly und Hamilton jeweils mindestens zehn Sekunden.
Hamilton beklagte wie sein Teamkollege Russell das heftige Hoppeln seines Autos, auch während des Rennens peinigten ihn Rückenschmerzen – die ihn nicht davon abhielten, Gasly zu überholen. Sonst passierte nicht mehr viel. Während Verstappen auf der Strecke im Energiesparmodus dem Sieg entgegenfuhr, hatte Ferrari seinen Kommandostand schon fertig abgebaut.
Schmerzen
„Es ist sehr, sehr enttäuschend“, sagte Leclerc. „Es schmerzt. Wir müssen uns das wirklich genau anschauen, damit es nicht wieder vorkommt.“Nach zwei Siegen und einem zweiten Platz zum Saisonstart hat er nun bereits 34 Punkte Rückstand auf Verstappen, auf Perez fehlen ihm 13 Zähler.
Während Leclerc immerhin nur metaphorisch Schmerzen litt, stieg Hamilton aus seinem holpernden Mercedes aus wie ein von einer langen Autofahrt gezeichneter Bandscheibenpatient. „Ich war kurz davor zu stoppen“, sagte der siebenfache Weltmeister. „Ich kann den Schmerz kaum erklären. Am Ende betet man nur, dass es zu Ende ist.“Das sogenannte „Bouncing“auf schnellen Geraden ist für alle Teams ein Problem, doch bei den langjährigen Abo-Weltmeistern aus Deutschland ist es offensichtlich am schlimmsten. Toto Wolff spendete Hamilton Mitleid, versprach Besserung, bezeichnete den Boliden als „Scheißkiste“und konstatierte: „Das ist nicht gut. Ich glaube, dass es nicht nur muskulär ist, sondern auch in die Knochen geht.“
Russell forderte schon vor dem Rennen eine Regeländerung, für die zuletzt die nötige Mehrheit von acht der zehn Teams fehlte: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir einen schweren Unfall sehen werden.“Der 24-jährige Brite schien von den rund 306 Kilometern aber weniger geschädigt zu sein als sein um 13 Jahre älterer Landsmann, die Laune war nach dem achten Top-fünf-Platz im achten Rennen bestens: „Vor dem Grand Prix hätte ich mir Platz drei nicht träumen lassen.“
Und Verstappen? Der hatte endlich seinen Aserbaidschan-Fluch gebrochen und erstmals in dem für Menschenrechtsverletzungen und den Bergkarabach-Krieg verrufenen Staat am Kaspischen Meer gewonnen. „Wir hatten dieses Mal eine unglaubliche Pace im Auto“, sagte der Niederländer. „Alles in allem bin ich wirklich zufrieden, wie die Balance im Auto war.“Perez durfte das obligatorische „Hier einen Doppelsieg zu holen ist einfach ein tolles Ergebnis“beisteuern.