Tims Aufstieg, Thiems Abstieg
No-Name aus den Niederlanden brillierte gegen Medwedew, Thiem rasselt die Weltrangliste herunter
Hertogenbosch – Fakt Nummer eins: Tim van Rijthoven hat am vergangenen Dienstag das zweite Match seines Tennislebens auf der ATP-Tour gespielt, das erste hatte er 2016 in Winston-Salem verloren. Fakt Nummer zwei: Eine Woche später hat dieser Tim van Rijthoven auf der ATP-Tour fünf Siege mehr verbucht als Dominic Thiem im ganzen Jahr 2022. Deshalb macht der 25-jährige Niederländer einen 99Plätze-Sprung auf die Nummer 106 der Weltrangliste, und deshalb steht der 28-jährige Niederösterreicher mit Rang 352 so schlecht da wie zuletzt 2012.
Van Rijthoven vergoldete seine Wildcard beim Heimturnier in Hertogenbosch mit dem sensationell klaren 6:4, 6:1-Finalsieg gegen Daniil Medwedew, der sich mit dem am Montag wiedererrungenen Platz eins in der Weltrangliste trösten wird. „Ich weiß nicht, wie sich das für dich anfühlen muss, aber es muss fantastisch sein“, sagte Medwedew. „Zum ersten Mal in einem großen Finale, und du schlägst die Nummer zwei der Welt nicht nur, du vernichtest sie völlig.“
Der einst im Nachwuchs erfolgreiche Profi aus Roosendaal hatte den russischen US-Open-Sieger in 65 Minuten rasiert. Nachdem Medwedew den finalen Aufschlag ins Netz retourniert hatte, schaute van Rijkhoven ungläubig zu seiner Box und ging zu Boden, mit etwas Verzögerung gab es ein Siegerbusserl für den Rasen. Zu Medwedew sagte er: „Ich habe dich so oft im Fernsehen
gesehen, jetzt gegen dich zu spiele war ein Traum.“
Der Weg ins Endspiel war für den Überraschungsmann ungleich mühsamer, gegen Felix Auger-Aliassime (Weltranglistennummer 9) und Taylor Fritz (Nr. 14) gewann van Rijthoven den dritten Satz jeweils knapp. „Ich möchte den Organisatoren für die Wildcard danken, sonst hätte ich ein Challenger-Turnier in England gespielt. Und ich möchte meinem Team danken, dass sie es nicht größer gemacht haben, als es ist“, sagte der unerwartete Champion. „Es ist nur Tennis, mit einem Schläger auf einen gelben Ball hauen.“
Nach dem ersten ATPTurniersieg eines Niederländers
seit Robin Haase in Kitzbühel 2012 hofft van Rijthoven auf eine Wildcard für Wimbledon. Die Kernkompetenz des Rasentennis beherrscht er, bei seinen fünf Siegen schlug er 57 Asse.
Die andere Seite der Erfolgsmedaille begutachtet derzeit Dominic Thiem. Seine Handgelenksverletzung jährt sich kommende Woche zum ersten Mal, seit 13 Monaten hat er kein Profimatch mehr gewonnen. Aus Österreichs unumstrittener Nummer eins wurde die nationale Nummer sieben, Thiem blickt nun zu Dennis Novak (147.), Jurij Rodionov (154.), Filip Misolic (212.), Sebastian Ofner (219.), Gerald Melzer (244.) und Lucas Miedler (286.) auf. Sollten in den nächsten zwei Monaten keine Weltranglistenpunkte dazukommen, würden sogar die Top 700 wackeln. (schau)