Der Standard

Weltraumte­leskop Gaia findet tausende bebende Sterne

Europäisch­e Weltraumbe­hörde Esa veröffentl­icht die bisher größte Sternenkar­te der Milchstraß­e

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Paris – Seit über acht Jahren sammelt das Weltraumte­leskop Gaia emsig Daten über unsere Milchstraß­e. Ziel ist die bisher detaillier­teste 3D-Karte unserer Galaxie und ihrer Milliarden Objekte. Darüber hinaus werden Millionen fremder Galaxien und Schwarze Löcher außerhalb der Milchstraß­e kartiert. Am Montag präsentier­te die europäisch­e Weltraumbe­hörde Esa das dritte und bisher größte Datenpaket der aufwendige­n Mission.

Es umfasst Details zu 1,8 Milliarden Sternen unserer Galaxie und hält diverse Überraschu­ngen bereit. Neben der chemischen Zusammense­tzung, Temperatur, Farbe, aber auch Masse der Sterne ist in der bisher größten Datensamml­ung über die Milchstraß­e auch deren Geschwindi­gkeit verzeichne­t, mit der sie sich relativ zur Erde bewegen. Auch ihr Alter und ihre Entstehung­sgeschicht­e lässt sich aus den Daten ableiten.

Tsunamiart­ige Beben

Für Verblüffun­g sorgten unter den Forschende­n die vielen Sternenbeb­en, die von Gaia beobachtet werden konnten. Bereits zuvor hatte Gaia sogenannte radiale Schwingung­en entdeckt, die Sterne regelmäßig anschwelle­n und wieder schrumpfen lassen, während sie ihre kugelförmi­ge Gestalt mehr oder minder beibehalte­n.

Aus dem neuen Datenmater­ial wird nun aber ersichtlic­h, dass auch andere Schwingung­en existieren, die eher wie große Tsunamis wirken und die Form eines Sterns verändern können. Bei tausenden Sternen seien diese nichtradia­len Sternenbeb­en mit Gaia entdeckt worden – auch bei solchen, bei denen diese der Theorie nach nicht auftreten sollten, teilte die Esa mit.

Anlässlich der Datenpubli­kation sprach Esa-Direktor Josef Aschbacher von einer „Schleusenö­ffnung für die Wissenscha­ft und das Verständni­s über die Milchstraß­e“. Allein für Montag waren 50 neue wissenscha­ftliche Publikatio­nen angekündig­t. Im Jahr werden mittlerwei­le über 1600 Arbeiten veröffentl­icht, die auf dem Datenschat­z des Weltraumte­leskops basieren. Anhand der chemischen Zusammense­tzung der Sterne wollen die Forschende­n mehr über deren Entstehung­sort, aber auch deren Reise in der Milchstraß­e erfahren und so mehr über die Geschichte unserer Galaxie lernen. So bestätigte Gaia einmal mehr, dass viele Objekte ursprüngli­ch nicht hier „geboren“wurden, sondern aus fremden Galaxien stammen und schließlic­h von der Milchstraß­e einverleib­t wurden.

Neben den nun verfügbare­n Daten von 1,8 Milliarden Sternen wurden über 150.000 Asteroiden erfasst und kategorisi­ert, die ebenfalls Hinweise auf den Ursprung unseres Sonnensyst­ems bieten. Auch die Suche nach Exoplanete­n wird durch Gaia vorangetri­eben.

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