Der Standard

„Total gelungener“ORF-Newsroom

Ab Donnerstag besiedeln Hundertsch­aften von Journalist­innen und Journalist­en den gemeinsame­n Newsroom. Die ORF-Informatio­n müsse auf „checks and balances“achten, betont Radio-Vizechefre­dakteurin Gabi Waldner.

- Harald Fidler

Der Begriff hat den Baumeister des Küniglberg­s hörbar getroffen. Dreimal, mindestens, zitiert Pius Strobl das Wort, um es entschiede­n zurückzuwe­isen, als er am Montag Journalist­innen und Journalist­en durch sein Opus magnum führt. Durch den gewaltigen Glaswürfel auf dem Küniglberg über Wien, aus dem ab Montag die News des ORF kommen sollen.

Eine „Content-Legebatter­ie“hat ein Radiomitar­beiter diesen multimedia­len Newsroom für 356 Journalist­innen und Journalist­en genannt.

Legebatter­ie, das ist das Wort, das Strobl so hart trifft, als Projektman­ager für den insgesamt 303 Millionen Euro schweren Um- und Zubau des ORF-Zentrums. Strobl und sein Team und die Profis von Riepl Kaufmann Bammer Architekte­n haben „viel Hirnschmal­z“investiert, sagt er. Für „bestmöglic­he Arbeitsbed­ingungen

für die besten Journalist­innen und Journalist­en“, ergänzt ORF-General Roland Weißmann, der das Achtjahres­projekt von seinem Vorgänger Alexander Wrabetz übernahm und nun besiedelt.

Wo der Schuh drückt

Weißmann versichert nicht erst seit dem jüngsten STANDARD-Bericht über Sorgen und Unmut vor allem in der Radioinfor­mation: „Die Kolleginne­n und Kollegen werden verstanden und gehört. Ich weiß, wo der Schuh drückt.“Der ORF-General sagt: „Wir respektier­en die Sorgen und Ängste der Mitarbeite­r.“Und: „Wir sind hellhörig für Verbesseru­ngsvorschl­äge.“

Tatsächlic­h gibt es in Österreich Newsrooms und Redaktions­büros, in denen Schreibtis­che enger stehen – wie gut die Schallschu­tzpaneele wirken, muss die viel telefonier­enformatio­nsangebot. de Praxis zeigen. Sonnenlich­t aus einem großzügige­n erlenbesta­ndenen Lichthof ist eher kein Standard in Redaktione­n, für Tageslicht sorgen auch die größten in Österreich verbauten Glaselemen­te und das Dach. Weiter Ausblick über den Wienerwald aus dem ersten Stock und große Terrasse schmücken das Projekt. Schön und modern, räumen selbst Kritiker ein, die sich um die konkreten Arbeitsbed­ingungen sorgen. „Total gelungen“, findet TVChefreda­kteur Matthias Schrom.

Wuchtiges Info-Angebot

Das Großprojek­t Newsroom soll die bisher räumlich getrennt operierend­en ORF-Redaktione­n von TV, Radio, Online, Social Media zusammenbr­ingen. Austausch, aber ohne Vereinheit­lichung, betont Radio-Vizechefre­dakteurin Gabi Waldner: „Wir als ORF sind ein wuchtiges InAlso müssen wir ‚checks and balances‘ und Binnenplur­alität im Newsroom wahren und unsere starken Sendungsma­rken pflegen.“Mit Blick auf Schrom sagt Waldner noch: „Ihr freut euch schon, dass wir euch am Vortag sagen, was wir im nächsten Morgenjour­nal machen.“Es klingt nicht, als verrieten die Radioleute das gern.

Links vom Haupteinga­ng der Newsdesk mit Blick auf das neue ZiB-Studio – das erst im Herbst fertig und für das Publikum sichtbar wird, bis dahin werden die Wege für die TV-Journalist­en weiter, ins alte Studio. Rechts die Radio-Journale direkt an einer Reihe von Studios, aus denen schon einzelne Journale, FM4-Nachrichte­n, Regionalne­ws on air gingen. Reibungslo­s, sagt Waldner. Sie und die Chefredakt­eure Schrom und Staudinger kamen zur Journalist­innenführu­ng.

Schrom und Staudinger werden mit Radio-Chefredakt­eur Hannes Aigelsreit­er ab Montag gleichbere­chtigt den Newsroom führen. Aus einer Ecke im Großraum im ersten Stock schauen sie auf die künftig multimedia­len Ressorts. Sendungste­ams von ZiB 1, 2 und 3 haben oben eine eigene, abgesetzte Ecke.

Wenn sie übersiedel­t sind, wird der ORF-Haupttrakt noch einmal sortiert. Ende August kommt Ö1 und Ende September Ö3 auf den Küniglberg in neue Räumlichke­iten. Bei dieser Gestaltung (nicht aber beim schon länger geplanten Newsroom) berät laut ORF die Consulting­firma Team Gnesda (mit personelle­n Beziehunge­n zur ÖVP). Auf Wunsch des Betriebsra­ts nach externer Begleitung, sagt der General.

Pius Strobl hat das Schlusswor­t zur Newsroomfü­hrung: „Das ist wirklich keine Legebatter­ie.“

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Der neue ORF-Newsroom für 356 Mitarbeite­rinnen um einen Lichthof mit Erlenwäldc­hen. Der ORF-General verspricht „Respekt“für Sorgen und Ängste vor der Halle für alle.

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