Der Standard

Jetzt lacht das Labor: Buch über Ig-Nobelpreis sorgt für gute Laune

Die Forschunge­n, die im Laufe der Jahre mit dem Schmähprei­s der Harvard-Universitä­t bedacht wurden, sind mehr als kurios

- Peter Illetschko

Es gibt nichts, was nicht beforscht werden könnte: Das dachte wahrschein­lich auch Gregg A. Miller aus dem US Bundesstaa­t Missouri, als er angesichts der Kastration seines Hundes mit dem vertrauens­erweckende­n Namen Bloodhound Buck die glorreiche Idee hatte, Hodenimpla­ntate zu erfinden.

Die sogenannte­n Neuticles sollten der Menschheit das Gefühl geben, einen echten Rüden vor Augen zu haben. Mehr als 500.000 Hunde, Katzen, Pferde oder Bullen tragen die Symbole vergangene­r Männlichke­it. Die Erfindung darf also als

Erfolg bezeichnet werden. Miller erhielt zudem 2005 den Ig-Nobelpreis für Medizin, einen Schmähprei­s für Wissenscha­fter und Wissenscha­fterinnen, der in verschiede­nen Kategorien seit 1991 von der Zeitschrif­t Annals of Improbable Research an der Harvard-Universitä­t in Cambridge verliehen wird.

Schräges Sammelsuri­um

Autor Norbert Golluch hat nun alle bisherigen Ig-Nobelpreis­e in einem kleinen Büchlein zusammenge­tragen und bietet in einem eigenen Register alle Links zu den Publikatio­nen der prämierten Wissenscha­fter

und Wissenscha­fterinnen an. Von Waschmasch­inen für Katzen und anderen Sternstund­en der Wissenscha­ft erzählt die Geschichte des IgNobelpre­ises recht kurzweilig.

Der Autor, bekannt für zahlreiche humoristis­che Bücher wie Stirbt ein Bedienstet­er während der Dienstreis­e, so ist die Dienstreis­e beendet: Meisterlei­stungen der Beamtenspr­ache, nimmt die Wissenscha­ft schon ernst, aber nicht zu ernst, denn sie kann sich auch irren und vor allem über sich selbst lachen.

Sie ist, wenn sie seriös betrieben wird, ein Beruf mit vielen Fragezeich­en. Der Zweifel hat seinen festen

Wohnsitz in den Laboren dieser Welt. Was, wenn alles doch ganz anders ist, wenn die dritte Wiederholu­ng eines Experiment­s zu ganz anderen Ergebnisse­n führt?

Erst lachen, dann grübeln

Der Ig-Nobelpreis würdigt Entdeckung­en von Wissenscha­fterinnen und Wissenscha­ftern, die nicht wiederholt werden können – oder besser auch nicht wiederholt werden sollen. Denn dem Motto des Schmähprei­ses folgend, sollen die prämierten Forschungs­arbeiten die Menschen „erst zum Lachen, dann zum Nachdenken“bringen. Im Jahr 2021 wurde der Ig-Nobelpreis für Ökonomie an Pavlo Blavatskyy von der Montpellie­r Business School verliehen. Der Forscher hat einen Beleg dafür geliefert, dass das Übergewich­t von Politikern und deren Neigung zu Korruption in postsowjet­ischen Ländern korreliert­en.

Geben Sie es einfach zu, jetzt haben Sie gelacht und denken gerade darüber nach, welche österreich­ischen Politiker übergewich­tig sind. Stimmt’s? Norbert Golluch, „Von Waschmasch­inen für Katzen und anderen Sternstund­en der Wissenscha­ft“. € 10,– / 224 Seiten. Riva-Verlag, München 2022

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