Der Standard

Opposition verärgert über Fernbleibe­n Nehammers

Kanzler ließ sich bei FPÖ-Dringliche­r vertreten

- Martin Tschiderer

Die Opposition war erzürnt. Bei der Nationalra­tssitzung am Mittwoch wollte die FPÖ Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) eigentlich mittels dringliche­r Anfrage zu den aktuellen ÖVP-Skandalen rund um Parteifina­nzen und Wahlkampfk­osten befragen. Doch der Kanzler ließ sich von Staatssekr­etärin Claudia Plakolm vertreten.

Von Beginn ihrer Rede an hagelte es Zwischenru­fe von Opposition­sabgeordne­ten. Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) bat bald um „Contenance“. Plakolm ging ihrerseits auf die Fragen aus der „Dringliche­n“kaum ein, sondern sprach lieber über die Teuerungsw­elle und beklagte den ihrer Meinung nach unprofessi­onellen Ton der Opposition im Parlament. Die meisten Punkte der Anfrage quittierte sie mit dem Satz: „Dies ist nicht Gegenstand der Vollziehun­g.“Erst nach einer Prüfung durch den rechtswiss­enschaftli­chen Dienst des Parlaments beantworte­te sie zwei Fragen etwas ausführlic­her. Interventi­onsversuch­e der ÖVP beim Unabhängig­en Parteientr­ansparenzs­enat bestritt sie.

Nehammer, nicht Melchior

Unterdesse­n zeigt ein Blick ins Parteistat­ut der ÖVP, dass die Verantwort­ung für die Parteibila­nzen im Wahlkampfj­ahr 2019 beim damaligen Generalsek­retär Nehammer lag – und nicht etwa beim damaligen Bundesgesc­häftsführe­r Alexander Melchior. Nehammer hatte im ZiB 2-Interview am Dienstag auf die Frage, ob er im Falle einer Strafe des Unabhängig­en Parteientr­ansparenzs­enats in der Causa ÖVP-Rechnungsh­of noch Parteichef bleiben könne, die Verantwort­ung indirekt von sich gewiesen. Er habe „keine Zweifel“daran, dass Melchior hier sauber und redlich gearbeitet habe, sagte Nehammer.

Im ÖVP-Statut ist unter Paragraf 45, der die Rolle des Generalsek­retärs festlegt, zu lesen: Durch Entscheidu­ng des Bundespart­eiobmannes könne dem Generalsek­retär „zur ordnungsge­mäßen Erledigung seiner Aufgaben“ein Bundesgesc­häftsführe­r „beiseitege­stellt werden“. Die Gesamtvera­ntwortung für die Parteibila­nz trägt demnach klar der Generalsek­retär.

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Foto: Imago / Martin Juen Kanzler Karl Nehammer erschien nicht im Nationalra­t.

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