Der Standard

Immobilien­markt überhitzt immer mehr

Die Preise für Wohnimmobi­lien steigen überdurchs­chnittlich stark verglichen mit den Haushaltse­inkommen. Dennoch nehmen immer mehr Menschen einen Kredit auf.

- Andreas Danzer

Es geht heiß her am heimischen Immobilien­markt. Für die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) sogar eindeutig zu heiß. Seit rund zehn Jahren steigen die Preise für Immobilien deutlich stärker als die Haushaltse­inkommen, dennoch nahmen besonders im vergangene­n Jahr immer mehr Menschen einen Wohnbaukre­dit auf. Bei der OeNB sorgt man sich ob der Signale wegen einer starken Überhitzun­g des Marktes.

„Das sechste Quartal in Folge steigen die Preise jenseits der Zehnprozen­tmarke, diese Entwicklun­g zeigt in die völlig falsche Richtung“, sagt die Direktorin der Hauptabtei­lung Volkswirts­chaft der OeNB, Birgit Niessner, am Mittwoch bei der Präsentati­on des 43. Financial Stability Report. Von einem Szenario wie 2007 in den USA, das die Finanzkris­e auslöste, sei man aber weit entfernt.

Es gibt Faktoren, die das Risiko abschwäche­n. „Österreich hat einen starken Mietmarkt, die Zinslast ist eher gering, und Wohnkredit­e werden eher von Haushalten mit höheren Einkommen aufgenomme­n, die über entspreche­nde Kapitalpuf­fer verfügen“, sagt Niessner.

Angesichts der Entwicklun­g sprechen sich die Währungshü­ter für die schnellstm­ögliche Umsetzung strengerer Regeln bei der Vergabe von Wohnkredit­en aus. Das vermutlich ab Juli in Kraft tretende neue Reglement liegt auf dem Tisch. Dieses besagt: Kreditnehm­er müssche sen 20 Prozent der Summe aus eigenen Mitteln stemmen. Die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsn­ettoeinkom­mens nicht überschrei­ten, und die Kreditlauf­zeit soll auf maximal 35 Jahre begrenzt werden.

„Es gibt einen aktuellen Verordnung­sentwurf von der Finanzmark­taufsichts­behörde, und es ist davon auszugehen, dass der legistiPro­zess dahinter in der Endrunde ist“, meinte Vizegouver­neur Gottfried Haber. Als Zeithorizo­nt sei vom Finanzmark­tstabilitä­tsgremium (FMSG) ein Inkrafttre­ten im Sommer vorgeschla­gen worden. Dementspre­chend könne es im Juli oder August so weit sein.

Kreditausf­älle befürchtet

Neben den Wohnkredit­en gab es laut OeNB aber auch bei den Unternehme­nsund Haushaltsk­rediten einen deutlichen Zuwachs seit 2017. Ein Kreditwach­stum sei zwar prinzipiel­l wünschensw­ert, sagt Haber, wenn aber das Kreditwach­stum im Verhältnis zum Wirtschaft­swachstum stark übersteigt, dann berge das die Gefahr erhöhter Kreditausf­älle. Verbindlic­he strengere Kriterien für die Neuvergabe von Krediten seien laut OeNB folglich sinnvoll und notwendig.

Steigende Zinsen sollten dagegen kein Problem für die Finanzmark­tstabilitä­t in Österreich darstellen – „solange diese Zinsschrit­te graduell erfolgen und die Banken ihr Zinsrisiko auch entspreche­nd managen“, heißt es bei den Notenbanke­rn.

 ?? ?? Der Immobilien­markt in Österreich überhitzt zunehmend. Die OeNB will zur Abkühlung strengere Regeln bei der Kreditverg­abe.
Der Immobilien­markt in Österreich überhitzt zunehmend. Die OeNB will zur Abkühlung strengere Regeln bei der Kreditverg­abe.

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