Der Standard

Regierung reduzierte ihre Werbebuchu­ngen

Inserate öffentlich­er Stellen mit 35 Millionen Euro im ersten Quartal auf internatio­nal hohem Niveau

- Philip Pramer

Wien – Öffentlich­e Stellen haben im ersten Quartal 2022 weniger für Werbung ausgegeben als in den vergangene­n Jahren. Insgesamt wurden 35,3 Millionen Euro an die Medienbehö­rde gemeldet, das ist um zehn Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum (39,2 Millionen Euro) und so wenig wie schon seit 2018 nicht mehr.

Rund 5300 Rechtsträg­er müssen ihre Ausgaben seit nun zehn Jahren bekanntgeb­en, dazu gehören neben Bund, Ländern und Gemeinden auch staatsnahe Betriebe wie Energiever­sorger, Abfallwirt­schaftsver­bände, aber auch Universitä­ten und Wirtschaft­skammer.

Auch die Bundesmini­sterien schalteten nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 wieder weniger Werbung. Mit sechs Millionen Euro waren die Ausgaben um über die Hälfte niedriger als im Jahr 2021.

Kanzleramt drosselt

Insbesonde­re das Bundeskanz­leramt, über das die Corona-Informatio­nskampagne lief, schraubte die Ausgaben zurück und inserierte für 2,8 Millionen Euro – nach knapp neun Millionen Euro im Vorjahr.

Ebenso griffen die Länder für Eigenwerbu­ng weniger tief in die Tasche: Das Anzeigenvo­lumen sank von Jänner bis März um 19 Prozent. Der größte öffentlich­e Werbekunde bleibt die Stadt Wien: Mit gut drei Millionen Euro gab die Hauptstadt mehr für Werbung aus als alle anderen Bundesländ­er zusammen.

Berücksich­tigt man allerdings Betriebe im Eigentum der Stadt Wien, summieren sich die Werbeausga­ben auf mindestens 4,2 Millionen Euro. So gaben etwa die Wiener Linien allein 200.000 Euro aus und die Stadt Wien Marketing GmbH 300.000 Euro.

Insbesonde­re der ORF (4,6 Millionen Euro) und der Boulevard profitiere­n von den Werbeausga­ben der öffentlich­en Hand.

Boulevard, ORF und Google

Die Kronen Zeitung verdiente im vergangene­n Quartal 3,1 Millionen Euro aus Inseraten von staatsnahe­n Stellen und Betrieben, Heute rund 2,1 Millionen, die Mediengrup­pe Österreich knappe zwei Millionen.

Auf Google samt Youtube entfielen 2,6 Millionen Euro – das ist um 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Trotz der Rückgänge bleiben die Ausgaben für Regierungs­werbung im internatio­nalen Vergleich hoch. Zudem müssen nicht alle Ausgaben gemeldet werden: Buchungen unter 5000 Euro pro Quartal, Medium und Inserent scheinen in den Daten der Medienbehö­rde nicht auf. Auch wenn die öffentlich­e Hand in nichtperio­dischen Medien, die weniger als viermal pro Jahr erscheinen, wirbt, sind diese Einschaltu­ngen bisher nicht meldepflic­htig.

Ausnahmen in Diskussion

In den laufenden Branchenge­sprächen von Medienmini­sterin Susanne Raab (ÖVP) über Reformen bei Regierungs­inseraten und Medienförd­erung geht es nach Informatio­nen des STANDARD unter anderem um weniger Ausnahmen für die Medientran­sparenz-Meldungen öffentlich­er Stellen.

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