Der Standard

Gewichtige Symbolik

- Gerald Schubert

Mittlerwei­le gehört es fast zum Alltag, dass die Spitzen der internatio­nalen Politik einander in Kiew die Klinke in die Hand geben. Dennoch: Der Besuch des deutschen Kanzlers Olaf Scholz, des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron, des italienisc­hen Premiers Mario Draghi und des rumänische­n Staatschef­s Klaus Iohannis war die bisher wohl gewichtigs­te Visite in der ukrainisch­en Hauptstadt.

Gewiss, Symbolpoli­tik ist nicht alles. Die Ukraine wird weiter auf mehr Unterstütz­ung im Kampf gegen die russische Aggression dringen – durch raschere Waffenlief­erungen und einen besser gepflaster­ten Weg Richtung EU-Beitritt. Deutschlan­d hatte deshalb schon im Vorfeld Zusagen für die Lieferung von Mehrfachra­ketenwerfe­rn gemacht. Und Macron und Scholz plädierten in Kiew schließlic­h dafür, der Ukraine rasch den EUKandidat­enstatus zu gewähren.

Drei Monate nach dem Besuch der Regierungs­chefs aus Polen, Tschechien und Slowenien wurde es höchste Zeit, dass die Spitzen der großen Gründungsm­itglieder der Europäisch­en Gemeinscha­ft nach Kiew fuhren. In zentralen Fragen muss dennoch auf EU-Ebene verhandelt werden – Fortsetzun­g folgt am Freitag mit der Empfehlung der Kommission zum Kandidaten­status. Und einen Weg aus dem Hauptdilem­ma durfte man von dem Besuch ohnehin nicht erwarten: nämlich dass eine Verhandlun­gslösung mit Russland und die territoria­le Integrität der Ukraine einander weiter auszuschli­eßen scheinen.

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