Der Standard

Heikler Schritt

- Bettina Pfluger

Die Währungshü­ter der Fed haben den Leitzins um 75 Basispunkt­e angehoben. Das ist viel – bisher wurden die Zinsen meist in Schritten von 25 Basispunkt­en angehoben. Zuletzt hatte die Fed 1994 die Zinsen derart erhöht. Es zeigt, dass die Notenbanke­r das Problem der Inflation erkannt haben. Der Preisauftr­ieb verteuert das Leben der Amerikaner. Verlieren sie ihre Konsumlaun­e, bedroht das die US-Wirtschaft recht rasch. Das US-BIP hängt zu knapp 70 Prozent an den Ausgaben privater Haushalte. Je mehr konsumiert wird, desto schneller wächst die Wirtschaft. Doch hier wird es nun heikel. Die Amerikaner shoppen gerne auf Pump. Erhöhte Leitzinsen führen dazu, dass die Kosten der Verschuldu­ng steigen.

Die Preise explodiere­n derzeit, weil Lieferkett­en aufgrund der Pandemie noch immer nicht wieder rundlaufen. Diese Lieferkett­eninflatio­n ist ein Bereich, der sich über Zinsen kaum steuern lässt.

Denn auch nach der letzten Zinsanhebu­ng der Fed ist die Inflation weiter gestiegen und hat mittlerwei­le 8,6 Prozent erreicht. So hoch war die Teuerungsr­ate zuletzt vor 40 Jahren.

Aber, das hat die Vergangenh­eit bisher gezeigt: Je länger die Inflation dauert, desto teurer wird es, sie wieder loszuwerde­n. Insofern ist die Aktion der Fed verständli­ch. Doch sie riskiert dabei – zumindest kurzfristi­g – das Wohl der Bevölkerun­g und ein Abdriften in die Rezession.

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