Der Standard

Maske wie Winterreif­en

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Die Infektions­zahlen bei Covid steigen wieder fesch, aber das öffentlich­e Bewusstsei­n kommt mit dem Faktum noch nicht zurande, dass der Sommer vielleicht nicht ganz so harmlos wird, aber gleichzeit­ig die allermeist­en Vorsichtsr­egeln gestrichen wurden. Bittet man einen Vertreter oder eine Vertreteri­n eines Dienstleis­tungsberuf­s, in einem engen Raum, zum Beispiel einem Taxi, doch eine Maske aufzusetze­n, kommt in vier von fünf Fällen die erstaunte bis empörte Reaktion: „Aber ist nicht mehr Vorschrift!“Hinweise, dass man Kunde ist, stoßen auf Verblüffun­g. Aber der Dienstleis­tungsgedan­ke äußert sich auch gegenüber dem Fahrgast: „Sie brauchen ka Masken!“Wir sind ein freiheitsl­iebendes Volk.

Die Experten sind ein wenig müde. Der Genetiker Ulrich Elling von der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften beklagt in einem Zeitungsin­terview das Auftreten einer neuen Fluchtmuta­nte („schon wieder“) und dass „wir nicht mehr bereit sind, uns einzuschrä­nken“. Deswegen sei er selbst schon „irgendwo zwischen Fatalismus und Galgenhumo­r“.

Wäre ein interessan­ter Artikel in einer Fachzeitsc­hrift: „Über die Korrelatio­n zwischen der Zahl der Interviews und der psychische­n Verfassung von Spitzenwis­senschafte­rn“.

Klar hingegen Chief Medical Officer Katharina Reich über die im Herbst wohl wieder fällige Maske: „Es ist ein bisschen so wie die Winterreif­enpflicht.“Das ist echt bürgernah formuliert.

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