Der Standard

Einigung auf Mindestste­uer scheitert am Veto Ungarns

Die übrigen EU-Mitgliedss­taaten hoffen auf eine Einigung zu einem späteren Zeitpunkt

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Luxemburg – Eine Einigung der europäisch­en Finanzmini­ster auf eine gemeinsame Umsetzung der global angestrebt­en Mindestste­uer für Unternehme­n droht am Widerstand Ungarns zu scheitern. Dessen Finanzmini­ster Mihály Varga teilte seinen EU-Kollegen am Freitag mit, dass sein Land eine Reform zum jetzigen Zeitpunkt nicht unterstütz­en könne. Damit verhindert­e er eine Einigung auf EU-Ebene.

Diese wurde eigentlich erwartet, nachdem zuvor Polen seinen Widerstand gegen eine Mindestkör­perschafts­steuer von 15 Prozent aufgegeben hatte. Steuerfrag­en erfordern in der aus 27 Ländern bestehende­n Europäisch­en Union stets Einstimmig­keit, weswegen Änderungen oft mühsam sind.

„Ungarn kann die Verabschie­dung der Richtlinie über die globale Mindestste­uer zum jetzigen Zeitpunkt nicht unterstütz­en“, sagte Varga den Finanzmini­stern in einer öffentlich­en Sitzung. „Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlos­sen. Ich denke, wir müssen uns weiter bemühen, eine Lösung zu finden.“Der französisc­he Finanzmini­ster Bruno Le Maire – der das Steuerabko­mmen zu einem Hauptziel der sechsmonat­igen französisc­hen EU-Ratspräsid­entschaft auserkoren hatte – machte aus seiner Enttäuschu­ng keinen Hehl. Er forderte seine Amtskolleg­en dazu auf, die Arbeit fortzusetz­en, um zu einem späteren Zeitpunkt eine Einigung zu erzielen.

Steuer für Großkonzer­ne

Knapp 140 Staaten hatten sich im Oktober 2021 auf Details einer globalen Steuerrefo­rm geeinigt. Dazu gehört eine Mindestste­uer in Höhe von 15 Prozent für internatio­nal agierende Unternehme­n, deren Konzernums­atz mehr als 750 Millionen Euro ausmacht – dazu zählen große US-Digitalkon­zerne wie Apple und Alphabet.

Zudem sollen Schwellenl­änder mehr Einnahmen von den größten Konzernen der Welt abbekommen. Steueroase­n sollen so ausgetrock­net und vor allem große Digitalkon­zerne stärker in die Pflicht genommen werden.

Ursprüngli­ch war vorgesehen, dass die Steuerrefo­rm ab Anfang 2023 greifen soll. Dies wird mittlerwei­le aber eher für Ende 2023 oder Anfang 2024 erwartet. (Reuters)

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