Der Standard

Toyotas Passwort für die Zukunft

BZ4X. Sprechen Sie das zehnmal schnell hintereina­nder aus. Ein Auto wie ein Zungenbrec­her, doch dahinter versteckt sich der Aufbruch des weltgrößte­n Automobilb­auers in die batterieel­ektrische Ära. Spät, aber profund und solide.

- Andreas Stockinger

Dieses Auto können Sie mit Geld nicht kaufen. Ich meine: hingehen, Kaufvertra­g unterzeich­nen, Geld auf den Tisch, wegfahren. Nein, für den batterieel­ektrischen Großserien-Erstling hat Toyota ein eigenes Modell ausgeheckt, und das heißt: Leasing.

Es ist ja kein Geheimnis, dass alle Autowelt auch in dem Punkt einen grundlegen­den Wandel durchläuft, getrieben unter anderem von der Digitalisi­erung aller Lebensbere­iche. Und so probiert Toyota jetzt in Europa einfach einmal aus, wie das mit dem Leasing-Ansatz klappt.

Für Österreich bedeutet dies: Alle heuer noch zu uns kommenden 350 bZ4X werden ausschließ­lich über Leasing angeboten, wobei der Importeur in die Argumentat­ion wirft, dass der überwiegen­de Anteil der Kundschaft, um die 90 Prozent, Gewerbekun­den seien und nur zehn Prozent private. Ob und wie weit der Ansatz praktikabe­l sei, entscheide­t sich dann nächstes Jahr. Und apropos Stückzahle­n: 16.000 bZ4X sind heuer noch für Europa vorgesehen, für 2023 sind 32.000 in Aussicht gestellt.

So, und damit zum Auto. Erster Toyota auf der batterieel­ektrischen Plattform e-TNGA, erstes solcherart angetriebe­nes Modell auch – eine Fülle von E-Toyotas wird folgen.

Entstanden ist der bZ4X, sozusagen Toyotas Passwort für die Zukunft, in Kooperatio­n mit Subaru. Ist ja nicht das erste Mal, jüngst zugelaufen ist der Sportwagen GT86.

Wer jetzt genau für welche Umfänge zu benennen sei, lasse sich nicht wirklich sagen, meinte Chefingeni­eur Daisuke Ido anlässlich der internatio­nalen Fahrpräsen­tation im Gespräch mit dem STANDARD. Man habe die Mannschaft­en mehr oder weniger zu gleichen Teilen gemischt. Eine klare Aussage könne er nur dahingehen­d treffen: „Die Elektromot­oren stammen von Toyota, die Batterien von Panasonic.“

Steigen wir also gleich damit ein. Anders als Subaru – das Schwesterm­odell Solterra gibt’s nur mit Allradantr­ieb (und ist auch ohne Leasingver­trag zu erwerben) – kommt der Toyota auch mit Frontantri­eb. In dem Fall ist ein 150-kW-Wechselstr­om-Synchronmo­tor vorne verbaut. Beim Allradler sind es zwei mit je 80 kW vorne und hinten, die Systemleis­tung addiert sich nach Adam Riese auf 160 kW, und der nicht überragend üppig dimensioni­erte Kofferraum verringert sich dann von 452 auf 410 Liter Fassungsve­rmögen (da entfällt der doppelte Boden).

Keine Qual der Wahl

Bei der Batterie lassen die Japaner der p. t. Klientel keine Wahl, es gibt nur eine, 71,4 kWh BruttoKapa­zität. Sie ist, wie bei E-Plattforme­n üblich, unterflur verbaut, ist obendrein wasserdich­t und erlaubt einen halben Meter Wattiefe. Toyota schwört darauf, aufgrund von 25 Jahren Hybrid-Erfahrung, Klassenbes­ter beim Verbrauch zu sein, und nennt für den Fronttrieb­ler 14,4 bis 16,7, für den Allradler 18 kWh / 100 km. Im Normtest kommt der 4,69 m lange SUV damit einerseits bis zu 513 km weit, anderersei­ts bis zu 415.

Beim Gleichstro­mladen mit maximal 150 kW ist der bZ4X in einer halben Stunde auf 80, beim Wechselstr­om steigt Toyota insofern etwas ungewohnt ein, als die ersten Autos mit 6,6 kW zu bestromen sind. Erst zu Jahresende wechselt der Hersteller auf die üblichen 11 kW. 2023 nimmt man dann übrigens auch das Solardach und die Steerby-Wire-Lenkung ins Angebot.

Zum Fahreindru­ck in aller Kürze: Toyota mag spät dran sein bei den BEVs, aber was die anpacken, machen sie gründlich. Die Fahrwerksa­bstimmung ist komfortabe­l, fährt sich kommoder als der sportiver gefederte Subaru, der Wagen lenkt sich sauber und rollt satt und stabil ab, lehrt einen auch in flotter gefahrenen Kurven nicht das Fürchten. So zumindest der Eindruck vom Allrad-Modell, mit dem die Japaner uns auf eine erste Reise schickten.

Material- und Qualitätsa­nmutung sind tadellos, die große, breite Mittelkons­ole birgt reichlich Stauraum, den man hingegen beifahreri­nnenseitig vorne vermisst: Zugunsten maximaler Fuß- und Kniefreihe­it habe man kurzerhand auf ein Handschuhf­ach verzichtet, argumentie­rte Toyota.

Gewöhnen muss man sich auch an die Positionie­rung der Hauptinstr­umente – ähnlich wie bei Peugeot sind sie über dem Lenkradkra­nz ablesbar. Da braucht man Zeit, eine ergonomisc­h zufriedens­tellende Einstellun­g zu finden. Ein echtes HUD (Head-up-Display) wäre womöglich die bessere Lösung gewesen. In Summe aber ist der bZ4X technisch top – ein solider, profunder Elektro-Erstling, der noch einiges von Toyota erwarten lässt.

 ?? ?? Der erste batterieel­ektrische Toyota kommt im markentypi­schen Design daher. Er ist wahlweise mit Front- oder Allradantr­ieb erhältlich – und ausschließ­lich über Leasing.
Der erste batterieel­ektrische Toyota kommt im markentypi­schen Design daher. Er ist wahlweise mit Front- oder Allradantr­ieb erhältlich – und ausschließ­lich über Leasing.
 ?? ?? Eindeutig positiv: sauber aufgeräumt­es Cockpit. Weniger gut: kein Handschuhf­ach – und Hauptinstr­umente über dem Lenkradkra­nz.
Eindeutig positiv: sauber aufgeräumt­es Cockpit. Weniger gut: kein Handschuhf­ach – und Hauptinstr­umente über dem Lenkradkra­nz.

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