Weit gereist und heiß begehrt
Funktionsbetontes Design von Josef Hoffmann
So begehrt Objekte der 1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und dem Industriellen Fritz Waerndorfer gegründeten Wiener Werkstätte auf dem internationalen Kunstmarkt seit längerem sind, so wenig wirtschaftlich erfolgreich war das Unternehmen einst. Trotz intensiver Sanierungsversuche schlitterte es 1932 in die Pleite und wurde das Warenlager nach der Einstellung des Betriebs versteigert.
Ein Ende, das sich schon Monate zuvor angekündigt hatte, jedoch die Entwurfstätigkeit Josef Hoffmanns keineswegs zügelte. Noch 1931 designte er Stoffe, Tapeten und auch Metallobjekte. Zu Letzteren gehörte auch ein sechsarmiger Kerzenleuchter, von dem nur ein Exemplar produziert und noch vor der Abwicklung des Unternehmens an den Käufer ausgeliefert worden war.
Die funktionsbetonte Formgebung der Kombination aus einem Leuchter mit integrierter Auffangtasse wurde hier mit sparsamen Dekorelementen aufgelockert, unter denen sich die ligierten Initialen des Käufers befinden sollen, wie der Jugendstil-Experte des Auktionshauses geheimnisvoll vermerkt. Das Besondere an diesem Objekt aus versilbertem Alpacca: Es begleitete den einstigen Käufer 1938 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ins Exil nach Australien. Seither verblieb es in Familienbesitz, und nun entschlossen sich die Nachkommen zur Versteigerung in Österreich. (kron)