Urgewalt des Orgien Mysterien Theaters
Zeitgenössische Kunst aus Österreich
Das für die Sommerauktion vom Kinsky-Team in der Sparte Zeitgenössische Kunst in Deutschland, Italien und hierzulande akquirierte Angebot würdigt den im April verstorbenen Hermann Nitsch mit einer Auswahl von 19 Werken aus einen Schaffenszeitraum von 1972 bis 2021, die Originale in Mischtechnik, Reliktmontagen (Messgewänder) und auch Druckgrafiken umfasst.
Darunter befindet sich etwa der Das letzte Abendmahl (1983) betitelte Siebdruck nach einer Zeichnung aus den späten 1970er-Jahren, die Nitsch nicht vollendete und als Fragment belassen hatte, nachdem seine erste Frau tödlich verunglückt war. Erst anlässlich der späteren Vervielfältigung der Zeichnung erfolgte die Vollendung dieses Werkes, wie auf dem Bild nachzulesen ist.
Einen längeren Produktionszeitraum hat auch ein großformatiges Relikt vorzuweisen, das während der 109. Aktion 2001 im Pöstlingsbergschlössl in Linz entstand und 2015 mit roter Acrylfarbe überschüttet wurde (siehe Abb.). Nitsch begriff den Entstehungsakt solcher Relikte nicht als Malerei im eigentlichen Sinne, sondern als „Konservieren eines spontanen Ereignisses, als Erfassen der Spuren eines Geschehens und somit als Teil eines großen Ganzen“, das dennoch als Einzelbild die Urgewalt des Orgien Mysterien Theaters entfalten kann, sind Experten überzeugt. (kron)