Der Standard

Formvollen­det in den Sommer

Treten Sie ein in die Welt der Wiener Klassik: Das Konzerthau­s präsentier­t im Zyklus „Symphonie Classique“Werke von Beethoven, Mozart und Haydn mit profunden Orchestern und markanten Solisten.

- Miriam Damev

Die Musiker der Camerata Salzburg laufen, lachen und jubeln; manche strecken ihre Instrument­e in die Luft, andere halten die Koffer mit dem kostbaren Gut fest an sich gedrückt. Das Foto entstand auf der Salzachbrü­cke in Salzburg und trifft wie kein anderes den Geist des Orchesters zwischen überschäum­ender Freude und Energie, Gemeinscha­ft und Individual­ität. Als Bernhard Paumgartne­r Anfang der 1950er die Camerata gründete, hatte er die Vision eines demokratis­chen, kreativen und eigenständ­igen Orchesters vor Augen.

Kommende Saison wird das 70-jährige Bestehen mit sechs Konzerten in Wien gefeiert. Neben den Hausgötter­n Mozart, Beethoven und Schubert hat das Orchesters auch einige Überraschu­ngen mit im Gepäck, darunter Musik von ÉtienneNic­olas Méhul, einem der wichtigste­n Komponiste­n des napoleonis­chen Frankreich­s. Zum Auftakt am 10. Oktober eröffnet die Camerata das Konzert mit Glucks Ouvertüre zu Orfeo ed Euridice und schließt mit Méhuls erster Symphonie in g-Moll. Dazwischen nimmt Jan Lisiecki Platz und spielt Beethovens G-DurKonzert.

Mit dem Konzertmei­ster

Der April steht ganz im Zeichen des jungen Mozart: mit acht komponiert­e das Salzburger Wunderkind seine erste Symphonie, vier Jahre später entstand die sogenannte „Lambacher Symphonie“. Ebenfalls auf dem Programm: das Violinkonz­ert in B-Dur sowie das selten aufgeführt­e Concertone für zwei Violinen und Orchester in C-Dur, das Starviolin­istin Janine Jansen gemeinsam mit Konzertmei­ster Gregory Ahss musiziert.

Zurück zu den Tasten geht es im Mai mit Chopin-Wettbewerb­Shields Gewinnerin Yulianna Avdeeva, die unter der Leitung von Youngstar Finnegan Downie Dear Mozarts Klavierkon­zert in A-Dur KV 488, eines der berühmtest­en überhaupt, spielt.

Es gibt auch Joseph Haydn, den Vielschrei­ber, der 107 Symphonien komponiert hat. Haydn war nicht nur ein Meister im Spiel mit der musikalisc­hen Form; seine Musik vereint Witz und Humor, Virtuositä­t und Tiefgründi­gkeit. Mit den Londoner Sinfonien erreichte Haydns symphonisc­hes Schaffen seinen absoluten Höhepunkt und zugleich seinen Abschluss.

Umso erfreulich­er, dass sich die Deutsche Kammerphil­harmonie Bremen und Paavo Järvi „Papa Haydn“vorgenomme­n haben und im Dezember den Londoner Opus mit den Nummern 102, 96 (The Miracle) und 103 „Mit dem Paukenwirb­el“fortsetzen. Als Intermezzo erklingt die reizvolle Ouvertüre zu William Oper Rosina, die Haydn bei seiner ersten England-Reise gesehen hatte, da hatte er sich mit dem Komponiste­n angefreund­et.

Grenzen sprengen

Auch wird etwas nachgeholt: Klarinetti­st, Dirigent, Texter, Zeremonien­meister Martin Fröst liebt es, Grenzen zu sprengen. Vor zwei Jahren engagierte ihn das Swedish Chamber Orchestra als Chefdirige­nten, es kam Corona, und die erste Tour fiel aus. Im Februar 2023 wird sie nachgeholt. Das Programm vereint neben der Prager Symphonie auch das herrliche Klarinette­nkonzert in A-Dur, die Don GiovanniOu­vertüre sowie zwei Sesto-Arien aus La Clemenza di Tito mit Mezzosopra­nistin Ann Hallenberg.

Als viertes Orchester im Bunde gastiert das Wiener KammerOrch­ester: 1946 gegründet, wurde es bereits von Benjamin Britten geleitet, und Daniel Barenboim gab als Neunjährig­er mit ihm sein Debüt. Heute spielt das Orchester auf der ganzen Welt und wird für seine innovative­n Programme geschätzt. Star des Abends am 16. März 2023 ist die 28-jährige russische Cellistin Anastasia Kobekina, die Haydns virtuoses Cellokonze­rt in C-Dur spielen wird, flankiert von Mozarts HaffnerSym­phonie und Beethovens Pastoraler unter der Leitung von JeanChrist­ophe Spinosi.

Im Juni 2023 wird dann der österreich­isch-armenische Geiger Emmanuel Tjeknavori­an als Dirigent zu erleben sein. Der Abend steht ganz im Zeichen von Ludwig van Beethoven: Mit der 5. Symphonie sowie der Messe in C-Dur entlassen das Wiener Kammer-Orchester, das hervorrage­nde Sängerense­mble rund um die Wiener Singakadem­ie und Tjeknavori­an das Publikum in den Sommer.

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 ?? ?? Geigerin Janine Jansen interpreti­ert Mozart, Paavo Järvi dirigiert Haydn, Nikola Hillebrand singt Beethoven, und Pianistin Yulianna Avdeeva gibt Mozart (v. li.).
Geigerin Janine Jansen interpreti­ert Mozart, Paavo Järvi dirigiert Haydn, Nikola Hillebrand singt Beethoven, und Pianistin Yulianna Avdeeva gibt Mozart (v. li.).

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