Der nachdenkliche Wutbürger
Iggy Pop, Vorbild für zahllose Punkbands, beehrt mit kleiner Combo das Wiener Konzerthaus
Wien – Vor einigen Wochen spielte Iggy Pop im Rahmen seiner Tour ein Konzert in Paris. Auf Youtube gibt es ein unscharfes Video davon. Als Iggy die Nummer Gimme Danger Little Stranger anstimmt und sich unter dem Johlen und Pfeifen des Publikums den Oberkörper freimacht, ist es fast wie in den alten Zeiten. Nur dass sich Iggy Pop mit 75 Jahren halt nicht wälzt und windet wie mit 20. Das muss er auch nicht, der „Godfather of Punk“.
Mit seinem Album Raw Power schrieb er Punkgeschichte und hat sich in den darauffolgenden 50 Jahren als Künstler immer wieder neu erfunden. Seine Soloaufnahmen umfassen über 200 Songs. Er erfand das sprichwörtliche Bad in der Menge, zelebrierte das Zerstörerische auf der Bühne und wurde doch irgendwie zur Ikone.
Mit Bowie in Berlin
1967, mit 20, gründet Iggy Pop, der den Spitznamen von seiner Highschool-Band The Iguanas (Die Leguane) hat, die Punkband The Stooges. Er lebt im ständigen Exzess, gibt sich die Kante, nimmt Heroin, geht auf Entzug und wird wieder rückfällig. Mitte der 1970er-Jahre holt ihn David Bowie nach Westberlin, die beiden teilen sich eine WG in Schöneberg und machen Musik zusammen. Es entstehen mehrere gemeinsame Alben und legendäre Nummern wie China Girl oder das durch den Film Trainspotting zu Zweitruhm gelangte Lust for Life.
In den darauffolgenden Jahrzehnten erfindet sich Iggy Pop immer wieder neu – und wird clean. Er landet kommerzielle Erfolge, zeigt sich von seiner zarten Seite, flirtet mit dem Chanson und dem Cool Jazz. 2019 veröffentlicht er sein nachdenkliches Album Free, das er über weite Strecken mit dem Jazztrompeter Leron Thomas und der Gitarristin Sarah Lipstate geschrieben und aufgenommen hat. Auch mit den Stooges geht er immer wieder ins Aufnahmestudio; 2016 erscheint das Album Post Pop Depression. Am 7. Juli tritt Iggy Pop im Konzerthaus auf. (mda)
Info: +43 1 24 20 02
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