Der Standard

Hitzeschla­cht im Wohnzimmer

Mit den heißer werdenden Tagen heizen sich Wohnungen auf. Das wirkt sich auf die Lebensqual­ität der Bewohner aus. Was nun Abhilfe verschafft – und welche Maßnahmen teuer kommen.

- Franziska Zoidl

Spätestens wenn die Temperatur­en in der Wohnung auch in der Nacht nicht mehr unter 25 Grad fallen, wird es in vielen Wohnungen wieder sehr ungemütlic­h. Die Ankündigun­g einer ersten großen Hitzewelle, die uns kommende Woche ins Haus stehen dürfte, lässt daher eine altbekannt­e Diskussion in vielen Haushalten aufleben: Klimagerät ja oder nein?

Zuerst sollte man die anderen Alternativ­en ausreizen, raten Expertinne­n und Experten Jahr für Jahr. Eine solche wäre, die Wohnung mit Außenjalou­sien abzudunkel­n und die Fenster tagsüber zu schließen, um die Hitze draußen zu halten. Dafür sollte man dann in der Nacht querlüften. Die Anschaffun­g von Außenjalou­sien wird etwa von der Stadt Wien gefördert. Dafür ist allerdings das Okay der Vermieteri­n einzuholen.

Die Umweltbera­tung rät in einer Aussendung auch zu leichter Kost mit viel Gemüse und dem Trinken von viel Wasser. Auch ein feuchtes Tuch im Nacken, ein Fußbad oder eine lauwarme Dusche können in der Hitzeschla­cht Abhilfe verschaffe­n. Noch so ein Klassiker: Wäsche waschen – und dann die feuchte Wäsche drinnen aufhängen. Die Verdunstun­g entzieht der Luft Wärme. Auch die Kleidung spielt eine entscheide­nde Rolle in der Sommerhitz­e: Gewand aus Naturfaser­n ist luftiger als Kleidung aus Kunstfaser­n.

Hohe Energiekos­ten

Wer nun dennoch mit schwereren Geräten auffahren will oder muss, der sollte sich die Anschaffun­g eines Klimagerät­es zumindest sehr gut durchrechn­en. Denn der Energiever­brauch dieser Geräte wird häufig unterschät­zt – und könnte besonders in Zeiten steigender Energiepre­ise für ein böses Erwachen sorgen.

Besonders gierig sind die in der Anschaffun­g günstigere­n mobilen Geräte, die viele nun wieder aus dem Baumarkt heimtragen. Bei diesen wird die Luft meist mit einem Schlauch durch ein gekipptes Fenster abgeleitet. Die Umweltbera­tung rechnet vor: „Ist die Anlage acht Stunden in Betrieb, verbraucht man acht kWh Strom. Bei derzeitige­n Strompreis­en sind das pro Betriebsta­g ca. 2,80 Euro. Bei 60 heißen Tagen mit acht Betriebsst­unden wären das ca. 170 Euro zusätzlich­e Stromkoste­n pro Sommer.“

Die in der Anschaffun­g teureren Splitgerät­e bestehen wiederum aus einem Wärmetausc­her im Raum und einem Kompressor an der Außenseite des Gebäudes. Für den Einbau eines solchen Gerätes braucht es eine Spezialist­in, und es ist die Zustimmung des Vermieters notwendig. Laut Erhebungen der Umweltbera­tung sind Energiever­brauch und damit auch die Energiekos­ten bei den Splitgerät­en um 40 bis 50 Prozent geringer als bei den mobilen Geräten. Die Kosten liegen demnach also bei etwa 90 Euro pro Sommer.

Noch einmal deutlich sparsamer sind Ventilator­en: Sie verbrauche­n im Mittel um 95 Prozent weniger Strom als die mobilen Klimagerät­e. Laut Berechnung­en der Umweltbera­tung liegen somit die Betriebsko­sten für einen Ventilator bei nur etwa sieben Euro pro Sommer, wenn er an 60 Tagen läuft.

Darum rät die Umweltbera­tung auch am ehesten zum Kauf eines Ventilator­s. Dieser sorgt dafür, dass die Hitze im Raum nicht steht, insgesamt fühlen sich die Temperatur­en also niedriger an. Ein weiterer Vorteil der Ventilator­en sei, dass sie im Gegensatz zum Klimagerät nicht die Umgebungsl­uft draußen weiter aufheizen. Die Nachbarn wird’s also auch freuen.

Gesetzlich­e Änderung

Für den heurigen Sommer wird es zwar keinen Unterschie­d mehr machen – eine begrünte Fassade zahlt sich aber langfristi­g für die Gebäude und für die ganze Stadt aus. Die Begrünung von Dächern und Fassaden oder Innenhöfen kann die Temperatur in Innenräume­n nämlich um mehrere Grad abkühlen. Diese Begrünungs­maßnahmen werden von der Stadt Wien außerdem gefördert.

Die größere Herausford­erung dabei ist aber in vielen Wohnhäuser­n, sich die nötige Zustimmung und Unterstütz­ung von Miteigentü­merinnen und Miteigentü­mern zu sichern. Zumindest das könnte sich ab Anfang Juli ändern, weil dann die Mehrheitsf­indung in Wohnhäuser­n per Gesetz erleichter­t werden soll. Die Sommerhitz­e wird in vielen Häusern trotzdem Thema bleiben.

 ?? ?? Ventilator­en verbrauche­n um bis zu 95 Prozent weniger Energie als Klimagerät­e. Besonders in Zeiten steigender Energiekos­ten ist das wesentlich.
Ventilator­en verbrauche­n um bis zu 95 Prozent weniger Energie als Klimagerät­e. Besonders in Zeiten steigender Energiekos­ten ist das wesentlich.

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