Schwimmteich für alle
Nicht nur Swimmingpools, auch Schwimmteiche und Naturpools sind seit der Corona-Pandemie in Österreichs Gärten heiß begehrt. Findige Bauträger planen gleich ganze Projekte rund um gemeinschaftliche Badeteiche.
Abkühlung im eigenen Garten boomt ganz besonders seit der Corona-Pandemie. Darum wird im ganzen Land nicht nur an Swimmingpools gebaut, sondern auch an Schwimmteichen und Naturpools. „Viele Kollegen sind bis September ausgebucht“, sagt Angelika Petscharnig-Klimbacher vom Verband Österreichischer Schwimmteich- und Naturpoolbau.
Wer sich erst jetzt für einen Schwimmteich entscheidet, der werde im heurigen Sommer eher nicht mehr hineinspringen können. Auch wegen der Materialknappheit: Holz, Verrohrungen und Pumpen seien schwer zu bekommen, mehr ins Gewicht falle aber die Verteuerung. Bei Folien hätten manche Hersteller nur noch Tagespreise, weil die Preissprünge enorm sind.
Bei der Entscheidung spiele oft der ökologische Faktor eine Rolle, erzählt Petscharnig-Klimbacher, die Geschäftsführerin des Unternehmens Naturgarten ist: „Viele wollen nicht jedes Jahr das Wasser auslassen.“Der Wasserverbrauch durch das Einlassen von Swimmingpools stellt, wie kürzlich berichtet, Gemeinden vor eine Herausforderung. Bei Naturpools und Schwimmteichen spart man sich das.
Naturpool im Trend
Der Unterschied zwischen Schwimmteich und Naturpool: Beim Naturpool gibt es einen biologischen Filter, beim Schwimmteich übernehmen Pflanzen in einem Regenerationsbereich, der genau so groß sein sollte wie der Schwimmbereich, diese Aufgabe.
Der Trend geht laut PetscharnigKlimbacher im Garten in Richtung Naturpool anstatt des Schwimmteichs, nicht nur weil dieser platzsparender ist: „Viele Menschen haben ein bisschen den Bezug zur Natur verloren“, erzählt die Gartengestalterin – kurz bevor sie sich lautstark über die Sichtung einer Ringelnatter auf einer SchwimmteichBaustelle freut. Diese Tiere, die sich in einem funktionierenden Teich ansiedeln, würden bei vielen ein Unbehagen hervorrufen. Auch die Arbeit würde viele abschrecken.
Wohnen am Teich
Den Hype ums kühle Nass weiß auch die Immobilienbranche zu nutzen: Derzeit befinden sich einige Wohnprojekte rund um Badeteiche in Planung oder Bau. Der Wiener Bauträger Rustler errichtet zum Beispiel gerade das Projekt „MaVie“in Mauerbach im Wiener Speckgürtel. Hier entstehen bis 2023 48 Einfamilienhäuser um einen Badeteich. Die Nachfrage sei groß, kurz nach Spatenstich waren bereits mehr als 60 Prozent der Einheiten verkauft, hieß es vor einigen Wochen vonseiten des Bauträgers.
Die Noba Gruppe mit Sitz in Wiener Neustadt arbeitet an gleich zwei Projekten rund um Badeteiche: In St. Pölten wird an einem Musterhaus in der Eisbergsiedlung gebaut. Hier soll ein „Premium See-Village“, bestehend aus 32 Einfamilien- und Doppelhäusern rund um zwei Badeteiche, entstehen. Ein Drittel der Häuser, die über direkten Seezugang verfügen, sei bereits reserviert. Verkaufsabschlüsse will man aber erst im Herbst machen, wenn wieder Baupreisstabilität eingekehrt ist.
In Lutzmannsburg im Burgenland sind 56 Bungalows an zwei Seen geplant, hier wartet man auf die Bewilligung und will im Herbst mit dem Bau beginnen. Die Bewilligung eines Badeteichs sei ein enormer Aufwand, berichtet Geschäftsführer Norbert Barabas. Und auch rechtlich will die Sache gut durchdacht sein: Die Hauseigentümer werden bei den fertigen Projekten Miteigentümerinnen, die Siedlungen architektonisch so geschlossen, dass nur schwimmen kann, wer hier wohnt.
Mit 100 bis 200 Euro pro Monat muss man anteilig bei den Projekten von Noba für den Seezugang schon rechnen. Aber jene, die sich für Häuser am See interessieren, seien meist Menschen mit stressigem Berufsalltag, die abends am Wasser ausspannen wollen: „Und das kann man mit Geld gar nicht aufwiegen.“