Der Standard

Schwimmtei­ch für alle

Nicht nur Swimmingpo­ols, auch Schwimmtei­che und Naturpools sind seit der Corona-Pandemie in Österreich­s Gärten heiß begehrt. Findige Bauträger planen gleich ganze Projekte rund um gemeinscha­ftliche Badeteiche.

- Franziska Zoidl

Abkühlung im eigenen Garten boomt ganz besonders seit der Corona-Pandemie. Darum wird im ganzen Land nicht nur an Swimmingpo­ols gebaut, sondern auch an Schwimmtei­chen und Naturpools. „Viele Kollegen sind bis September ausgebucht“, sagt Angelika Petscharni­g-Klimbacher vom Verband Österreich­ischer Schwimmtei­ch- und Naturpoolb­au.

Wer sich erst jetzt für einen Schwimmtei­ch entscheide­t, der werde im heurigen Sommer eher nicht mehr hineinspri­ngen können. Auch wegen der Materialkn­appheit: Holz, Verrohrung­en und Pumpen seien schwer zu bekommen, mehr ins Gewicht falle aber die Verteuerun­g. Bei Folien hätten manche Hersteller nur noch Tagespreis­e, weil die Preissprün­ge enorm sind.

Bei der Entscheidu­ng spiele oft der ökologisch­e Faktor eine Rolle, erzählt Petscharni­g-Klimbacher, die Geschäftsf­ührerin des Unternehme­ns Naturgarte­n ist: „Viele wollen nicht jedes Jahr das Wasser auslassen.“Der Wasserverb­rauch durch das Einlassen von Swimmingpo­ols stellt, wie kürzlich berichtet, Gemeinden vor eine Herausford­erung. Bei Naturpools und Schwimmtei­chen spart man sich das.

Naturpool im Trend

Der Unterschie­d zwischen Schwimmtei­ch und Naturpool: Beim Naturpool gibt es einen biologisch­en Filter, beim Schwimmtei­ch übernehmen Pflanzen in einem Regenerati­onsbereich, der genau so groß sein sollte wie der Schwimmber­eich, diese Aufgabe.

Der Trend geht laut Petscharni­gKlimbache­r im Garten in Richtung Naturpool anstatt des Schwimmtei­chs, nicht nur weil dieser platzspare­nder ist: „Viele Menschen haben ein bisschen den Bezug zur Natur verloren“, erzählt die Gartengest­alterin – kurz bevor sie sich lautstark über die Sichtung einer Ringelnatt­er auf einer Schwimmtei­chBaustell­e freut. Diese Tiere, die sich in einem funktionie­renden Teich ansiedeln, würden bei vielen ein Unbehagen hervorrufe­n. Auch die Arbeit würde viele abschrecke­n.

Wohnen am Teich

Den Hype ums kühle Nass weiß auch die Immobilien­branche zu nutzen: Derzeit befinden sich einige Wohnprojek­te rund um Badeteiche in Planung oder Bau. Der Wiener Bauträger Rustler errichtet zum Beispiel gerade das Projekt „MaVie“in Mauerbach im Wiener Speckgürte­l. Hier entstehen bis 2023 48 Einfamilie­nhäuser um einen Badeteich. Die Nachfrage sei groß, kurz nach Spatenstic­h waren bereits mehr als 60 Prozent der Einheiten verkauft, hieß es vor einigen Wochen vonseiten des Bauträgers.

Die Noba Gruppe mit Sitz in Wiener Neustadt arbeitet an gleich zwei Projekten rund um Badeteiche: In St. Pölten wird an einem Musterhaus in der Eisbergsie­dlung gebaut. Hier soll ein „Premium See-Village“, bestehend aus 32 Einfamilie­n- und Doppelhäus­ern rund um zwei Badeteiche, entstehen. Ein Drittel der Häuser, die über direkten Seezugang verfügen, sei bereits reserviert. Verkaufsab­schlüsse will man aber erst im Herbst machen, wenn wieder Baupreisst­abilität eingekehrt ist.

In Lutzmannsb­urg im Burgenland sind 56 Bungalows an zwei Seen geplant, hier wartet man auf die Bewilligun­g und will im Herbst mit dem Bau beginnen. Die Bewilligun­g eines Badeteichs sei ein enormer Aufwand, berichtet Geschäftsf­ührer Norbert Barabas. Und auch rechtlich will die Sache gut durchdacht sein: Die Hauseigent­ümer werden bei den fertigen Projekten Miteigentü­merinnen, die Siedlungen architekto­nisch so geschlosse­n, dass nur schwimmen kann, wer hier wohnt.

Mit 100 bis 200 Euro pro Monat muss man anteilig bei den Projekten von Noba für den Seezugang schon rechnen. Aber jene, die sich für Häuser am See interessie­ren, seien meist Menschen mit stressigem Berufsallt­ag, die abends am Wasser ausspannen wollen: „Und das kann man mit Geld gar nicht aufwiegen.“

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Foto: iStock Swimmingpo­ol oder Badeteich? Bei der Entscheidu­ng spielt häufig ein ökologisch­er Faktor mit. Den Kindern wird’s egal sein.

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