Der Standard

Minimale Einschränk­ung

- Martin Tschiderer

Sie sind heiß. Sie lassen Brillenglä­ser beschlagen. Sie nehmen Luft zum Atmen. Und Menschen, die sie in der Arbeit den ganzen Tag tragen müssen, sind abends viel erschöpfte­r. All das ist an Masken lästig, keine Frage. Aber: Übersterbl­ichkeit, Long Covid und Lockdowns; geschlosse­ne Lokale, Rekordarbe­itslosigke­it und milliarden­schwere Hilfspaket­e – all das ist dann doch ein bisschen „lästiger“, oder?

Schon klar, es ist nicht die eine Maßnahme, die all die anderen Probleme verhindern wird. Aber im Vergleich zu praktisch jeder anderen Pandemiema­ßnahme sind Masken in Innenräume­n eine so kleine Einschränk­ung, dass der Widerstand dagegen oft wirkt wie kindliche Trotzphase oder (post)pubertäre Anti-Haltung. Gerade weil es eine so einfache Maßnahme ist, die wirkt, sehen die Konzepte der Gecko-Fachleute für den Herbst auch wieder Maskentrag­en vor. Und deshalb erwägt die deutsche Regierung eine generelle Maskenpfli­cht von Oktober bis Ostern – parallel zur Winterreif­enpflicht.

Man sollte Masken nicht staatlich verordnen? Die Menschen sollten besser eigenveran­twortlich handeln? Absolut. Nur funktionie­rt das in Österreich traditione­ll schlecht. Und ein Mentalität­swechsel wird sich auf die Schnelle nicht herbeiführ­en lassen. Will man steigende Infektions­zahlen einbremsen, bevor sich die Spitäler wieder füllen, wird man also früh genug wieder auf die verpflicht­ende Maske setzen müssen.

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