Der Standard

Menschen sind keine Roboter

- Stefan Mey

Heute, am 20. Juni, ist Weltproduk­tivitätsta­g. Der im Vergleich zu anderen Ereignisse­n – wie etwa dem ebenfalls heute, Montag, begangenen Weltflücht­lingstag – eher unbekannte Aktionstag soll ein Anlass sein, in Unternehme­n an diversen Schrauben der Produktivi­tät zu drehen. TechKonzer­ne bewerben ihre Productivi­ty-Tools noch ein wenig mehr als sonst, Führungskr­äfte klopfen ihren Leistungst­rägern anerkennen­d auf die Schultern. Übersehen wird dabei gerne eine Gruppe, die auf den ersten Blick an High Performer erinnert, aber ganz anders tickt: die Overachiev­er.

Darunter versteht man Menschen, die Ziele gerne übererfüll­en, was per se nicht schlecht wäre – nur wird diese Übererfüll­ung meist durch exzessive Selbstausb­eutung erreicht. Overachiev­er takten ihren Tag mit To-do-Listen im Minutentak­t durch, sie machen mehr Überstunde­n als ihre Kolleginne­n und Kollegen, können weder neue Aufgaben ablehnen noch bestehende Aufgaben delegieren – kurz gesagt: Ihre Leistung geht auf Kosten der psychische­n Gesundheit. Und schadet in der Folge somit ihrer eigenen Kreativitä­t sowie dem Betriebskl­ima. Dem Fetisch der Produktivi­tät muss an Tagen wie diesen somit entgegenge­halten werden, dass Menschen nur Menschen sind – im Gegensatz zu Computerpr­ogrammen, an die sich so manch repetitive Aufgabe auslagern ließe. Damit der Mensch im Gegenzug durchatmen kann, um Kraft für neue Ideen zu tanken.

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