Der Standard

Auch Nato-Staaten sind bei Verhandlun­gen zu Atomwaffen­verbot dabei

Seit eineinhalb Jahren gilt der Verbotsver­trag, große Abwesende sind Atom- und Nato-Mächte – Österreich hofft, das zu ändern

- Fabian Sommavilla

Wie überzeugt man Staaten, die Atomwaffen besitzen oder von Allianzpar­tnern mit Atomwaffen beschützt werden, davon, dass die Abkehr von der Massenvern­ichtungswa­ffe eine gute Idee ist? Für Phil Twyford, Neuseeland­s Minister für Abrüstungs­fragen, gibt es ein fundamenta­les Argument: „Neuseeland­s Bevölkerun­g hat sich durch nukleare Abschrecku­ng einfach nie sicherer gefühlt. Sie machen Neuseeland und den ganzen Planeten zu einem gefährlich­eren Ort“, sagte er am Montag zum STANDARD am Rande der von Österreich organisier­ten Konferenz zu den humanitäre­n Folgen von Atomwaffen. Sein Land hat sich schon Ende der 1980er-Jahre zur atomwaffen­freien Zone erklärt.

Etwas überrasche­nd wird der Sozialdemo­krat bei dem heute, Dienstag, beginnende­n Treffen der Verbotsver­tragsstaat­en auch seinen „großen Bruder“begrüßen dürfen. Australien, der historisch enge Verbündete der USA, wird gemeinsam mit der Schweiz, den Bald-NatoStaate­n Finnland und Schweden sowie den Nato-Staaten Belgien, Norwegen und Niederland­e (auf Druck des nationalen Parlaments) an der Konferenz als Beobachter teilnehmen – ein Erfolg für die Abrüstungs­kampagne und auch das Veranstalt­erland Österreich.

Unsicherhe­itsfaktor

Den designiert­en Vorsitzend­en der Verbotssta­atenkonfer­enz, Botschafte­r Alexander Kmentt, freut das: „Es zeigt ihre Gesprächsb­ereitschaf­t, und der Schritt ist natürlich zu begrüßen“, sagt er. Jarmo Vinanen, finnischer Botschafte­r für Abrüstungs­fragen, sagt, dass der Verbotsver­trag nun mal da sei. Er ist ein Teil des internatio­nalen Vertragswe­rks, also müsse man darüber sprechen. Nachsatz: „Auch wenn wir ihn nicht mögen!“

Drei bis vier weitere Ratifizier­ungen des Verbotsver­trages sollen jedenfalls noch in letzter Minute hinzukomme­n und die Zahl der Mitgliedss­taaten auf 66 anheben.

Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg eröffnete die Konferenz – wie die der Atomwaffen­gegner-NGO Ican vom Wochenende auch schon – per Videobotsc­haft: „Solange die Waffen existieren, werden sie uns gefährden“, warnte er davor, sich nicht darauf zu verlassen, dass alles immer gutgehen werde. Die nuklearen Risiken seien heute deutlich höher als noch vor einigen Dekaden, so Schallenbe­rg.

Der ägyptische Friedensno­belpreistr­äger und Ex-IAEA-Generaldir­ektor Mohammed el-Baradei kritisiert­e vor allem die laxe Rhetorik der Nuklearwaf­fenstaaten. Viel zu schnell und zu oft sei zuletzt die Drohung mit der Waffe – einst ein absolutes Tabu – ausgesproc­hen worden.

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