Der Standard

Verbrenner am Abstellgle­is

Ende Juni wollen die EU-Staaten ihre Position zum Verbrenner-Aus ab 2035 festlegen

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Wien – Noch ist es nicht in trockenen Tüchern, doch ein Aus für Verbrenner ab 2035 wird immer wahrschein­licher. Im EU-Parlament hat vor knapp zwei Wochen eine Mehrheit im Europaparl­ament dafür gestimmt, dass die Autoherste­ller ab 2035 in der EU nur noch Autos und Transporte­r auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschäd­lichen Treibhausg­ase ausstoßen. Die Abgeordnet­en sprachen sich auch dagegen aus, dass die Klimabilan­z der Verbrenner durch die Anrechnung synthetisc­her Kraftstoff­e – ausgenomme­n ist Wasserstof­f – verbessert werden kann.

Die Parlamenta­rier folgten mit ihrer Entscheidu­ng dem Vorschlag, der EU-Kommission, den diese als Teil des angestrebt­en Klimapaket­s „Fit for 55“vorgelegt hatte. Konkret geht es bei der geplanten Neuregelun­g darum, den Flottengre­nzwert, also den Wert des C02-Ausstoßes aller Modelle eines Hersteller­s bis 2030, um 55 bis 2035 auf null zu reduzieren. Ziel ist es, möglichst rasch Richtung E-Mobilität umzusteuer­n. In der Verordnung werden allerdings nur die reinen Fahrzeugem­issionen, nicht aber die der Kraftstoff­beziehungs­weise der Ladestromv­ersorgung adressiert.

Klar ist, dass mit einer Verschärfu­ng der Emissionsn­ormen Verbrenner zum Auslaufmod­ell werden, auch wenn das Aus noch nicht fix ist. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss das Parlament noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln. Am 28. Juni – bei der nächsten Tagung des EUUmweltra­tes – wollen die EU-Staaten bzw. deren Klimaminis­ter und Klimaminis­terinnen ihre Position festlegen. Ende Juni sollen bei den sogenannte­n Trilog-Verhandlun­gen, die Positionen von Kommission und Parlament in Einklang mit den EU-Mitgliedss­taaten gebracht werden.

Besonders großen Widerstand gibt es in Ländern wie Ungarn, Bulgarien, der Slowakei, Rumänien und Italien – allesamt Staaten mit starker Autoindust­rie. Andere wie Luxemburg, die Niederland­e oder Belgien fordern mehr Tempo beim Ausstieg und haben 2030 ins Spiel gebracht. 15 der 27 EU-Staaten müssen zustimmen und dabei zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerun­g repräsenti­eren. Das könnte sich trotz erhebliche­n Abstimmung­sbedarfs in vielen Ländern ausgehen.

Unabhängig von der Entscheidu­ng des EU-Parlaments will eine Reihe von Autoherste­llern ohnehin früher voll auf reine E-Autos setzen. Die britische Marke Jaguar etwa will bereits ab 2025 vollelektr­isch sein. Andere große Hersteller wie Mercedes und Ford hatten auf der Weltklimak­onferenz in Glasgow einen Verkaufsst­opp ab 2035 gefordert. (rebu)

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