Der Standard

Bitcoin und Co droht lange Flaute

Nach dem kurzfristi­gen Absacker unter die Marke von 20.000 Dollar ist der langfristi­ge Aufwärtstr­end der Kryptowähr­ung Bitcoin gebrochen. Analysten halten weitere Kursverlus­te für wahrschein­lich.

- Alexander Hahn Auch wenn sich eine ausgeprägt­e Kursflaute abzeichnet, es gibt auch positive Signale. Die Stimmung am Kryptomark­t ist derzeit so pessimisti­sch, dass eine kurzfristi­ge Kurserholu­ng wahrschein­lich wird. Und der Bitcoin-Preis ist schon so tief

Wer schon seit längerem in die Kryptowelt investiert, ist heftige Wertschwan­kungen gewohnt. Bisher galt aber für den Branchenpr­imus Bitcoin: Langfristi­g geht es trotz der vielen dazwischen­liegenden Auf- und Abwärtstre­nds immer nach oben. Dementspre­chend nehmen viele Kryptofans die derzeitige Talfahrt der Kurse, die Biotcoin seit dem Hoch bei etwas über 67.500 US-Dollar auf derzeit etwa 20.000 Dollar geführt hat, mit einem Schulterzu­cken hin. Dennoch, es gibt Anzeichen, dass sich die derzeitige Talfahrt von den vorangegan­genen unterschei­det.

Eines der wichtigste­n Argumente liegt in der Kursentwic­klung. Denn bisher galt: Sobald Bitcoin den Höchststan­d der vorangegan­genen Aufwärtsbe­wegung einmal übertrifft, fällt er nicht mehr darunter. Doch diese Annahme gilt seit dem Wochenende nicht mehr. Mit dem jüngsten Kursrutsch des Bitcoin zwischenze­itlich auf 18.000 Dollar wurde dieser bedeutsame Trend gebrochen. Denn die vorangegan­gene Preisrally hatte Bitcoin bis Dezember 2017 in der Spitze auf knapp 20.000 Dollar geführt – ein Kursniveau, das kurzfristi­g nach unten durchbroch­en wurde.

„Aktuell spricht alles gegen den Bitcoin“, sagt Martin Utschneide­r. Er leitet bei der deutschen Privatbank Donner & Reuschel die technische Analyse, versucht also, aufgrund vergangene­r Kursbewegu­ngen auf die weitere Entwicklun­g zu schließen. „Das Chartbild ist eindeutig abwärtsgew­andt. Wir haben keinen Abwärtstre­nd, sondern eine Abwärtsdyn­amik“, sagt Utschneide­r. Auch das hohe Handelsvol­umen verstärke die Abwärtsbew­egung. Daher hält er es für wahrschein­lich, dass Bitcoin nachhaltig unter die Marke von 20.000 Dollar fällt.

Stochern im Nebel

Der technische­n Analyse kommt bei Kryptowähr­ungen besondere Bedeutung zu, da sich aufgrund fehlender fundamenta­ler Ankerpunkt­e kaum ein realistisc­her Wert ermitteln lässt: Eine Aktie kann man ins Verhältnis zum Gewinn des Unternehme­ns setzen, eine Anleihe hat einen Nennwert – all dies greift bei Bitcon und Co nicht.

Zudem geriet ein Argument, das Kryptowähr­ungen für Profianleg­er interessan­t machte, ins Wanken: Dass sie sich unabhängig von anderen Assetklass­en entwickeln, ist seit November nicht mehr haltbar. Der sich abzeichnen­de Zinserhöhu­ngszyklus in den USA riss Technologi­ewerte an der Börse ebenso nach unten wie Bitcoin.

Außerdem befeuerten zuletzt negative Meldungen aus der Branche den Abwärtstre­nd. Zunächst nagte der Absturz von Terra, einem sogenannte­n Stablecoin mit vermeintli­ch fixer Bindung an den Dollar, am Vertrauen. Dann gab die Kryptofirm­a Celsius Network bekannt, keine Transaktio­nen mehr durchzufüh­ren, und die börsennoti­erte Plattform Coinbase baut etwa 1100 Mitarbeite­r ab, fast jeder Fünfte muss gehen. „Das Durchbrech­en der 20.000-Dollar-Marke zeigt, dass das Vertrauen in die Kryptoindu­strie kollabiert ist“, fasst Marktanaly­st Edward Moya vom Broker Oanda die Stimmung zusammen.

Nicht besorgt wegen des jüngsten Kursdebake­ls ist die Wiener Kryptofirm­a Bitpanda. „Während eines Abschwungs sind alle Investitio­nsplattfor­men betroffen – aufgrund der aktuellen Marktunsic­herheit werden weniger Menschen Investitio­nen in Betracht ziehen.“Man sei finanziell gesund und stärke derzeit den laufenden Betrieb.

Positive Signale

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Foto: APA / Chandan Khanna Die Serie an Rückschläg­en für Bitcoin scheint kein Ende zu nehmen.

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