Dichands Charmeoffensive im „Krone“-Streit
Nach gewonnenen Verfahren bemüht sich Herausgeber um Annäherung mit deutscher Mitgesellschafterin Funke-Gruppe
Wien – Es war ein ungewöhnliches Bild nach zwei Jahrzehnten teilweise erbitterten Gesellschafterstreits durch alle erdenklichen Instanzen um das Sagen und das Geld bei der Krone: Julia Becker, Verlegerin der deutschen Mediengruppe Funke, und ihre Mutter und Vorgängerin Petra Grotkamp im Smalltalk mit Krone-Herausgeber Christoph Dichand samt – überwiegend freundlichem – Gruppenfoto.
Die Krone, Österreichs größte und einflussreichste Zeitung, gehört zu je 50 Prozent der Gründerfamilie Dichand und der Funke-Gruppe, die ihre Österreich-Beteiligungen gemeinsam mit Immobilienmilliardär René Benko hält. Benko will, vertraglich vereinbart, die ganzen 50 Prozent am Kleinformat. Doch die Dichands haben ein Vorkaufsrecht. Und sie haben eine Gewinngarantie über einen hohen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr, den die Mitgesellschafter zahlen müssen, wenn die Krone ihn nicht abwirft. Um den für 2018/19 streiten sie noch immer.
Die Regelungen über diese Vorrechte sind über Jahrzehnte durch alle erdenklichen Instanzen bestätigt worden. Wer sie aufkündigt, kündigt auch die gemeinsame Gesellschaft und muss seine Krone-Anteile zum sehr geringen Buchwert den Mitgesellschaftern verkaufen.
Im Frühjahr erst gab der deutsche Bundesgerichtshof den Dichands recht. Parallel ging der Herausgeber in die Charmeoffensive, man spricht wieder miteinander. Und er kommt demonstrativ zu Julia Beckers Keynote beim European Publishing Congress. „Ja, vielleicht“ein Friedensschluss, sagt Dichand.
Doch das ändert nichts am Problem von Funke und Benko mit den Krone-Vorrechten der Dichands.
Ein Anliegen freilich verbindet sie, und das richtete Julia Becker Montag als Forderung an die Politik.
Österreich und Deutschland hätten Europas höchste Steuern auf Zeitungen und Magazine, sagte Becker. Reduktion wäre „eine wundervolle Investition in die Demokratie“.
Mehrwertsteuer senken
Wer Steuern auf klimaschädliche Treibstoffe zugunsten von Ölkonzernen senke, könne auch „journalistische Produkte als Treibstoff der Demokratie geringer besteuern“.
Das freut alle Kaufzeitungen, und in Österreich am meisten die mit 633.332 verkauften Exemplaren: die Kronen Zeitung. (fid)