Der Standard

Handfeuerl­öscher verteilen

- Doris Priesching ➚ dst.at/TV-Tagebuch

Ist eine Politik denkbar, die nicht mehr auf dem klassische­n Fortschrit­tsversprec­hen ewiger Wohlstands­steigerung basiert? Strategien, wie ein solcher Perspektiv­enwechsel zu schaffen wäre, schlug unlängst der Soziologe Andreas Reckwitz im STANDARD-Interview vor. Es gehe darum, entspreche­nde resiliente Infrastruk­turen aufzubauen, sagte Reckwitz. Einmalige, kurzfristi­ge Maßnahmen gehören offenbar nicht dazu.

Das von der Regierung vorgestell­te Antiteueru­ngspaket verfügte über etliche Schwächen, zeigte die Diskussion am Sonntag bei Im Zentrum. Die Unschärfen

„IM ZENTRUM“IM ORF ÜBER ANTITEUERU­NGSPAKET

des Modells wurden gleich zu Beginn deutlich, als die Millionene­rbin und Tax-me-now-Aktivistin Marlene Engelhorn Familienmi­nisterin Susanne Raab auf den Unterschie­d zwischen Einkommen und Vermögen aufmerksam machte. „Was machen Sie mit Menschen wie mir, die auf horrendem Vermögen sitzen?“Raabs Antwort ging ins Leere: „Unser Fokus war: Wie können wir die Menschen jetzt entlasten?“

Vorausscha­uende Konzepte vermisste Barbara Blaha vom Momentum-Institut. Das Antiteueru­ngspaket sei „in keinster Weise inflations­dämmend“. Bei den jetzigen Maßnahmen sieht sie das Problem, dass da „Handfeuerl­öscher verteilt werden“. Blahas Definition: „Ziemlich klein, reicht nicht lang, und ich krieg ihn nur einmal.“

Die Standpunkt­e waren schnell abgesteckt in dieser abwechslun­gsreichen, rein weiblichen Runde. Wie Risikopoli­tik aussehen könnte, die auf gegenwärti­ge Krisensitu­ationen nachhaltig reagiert, wird hoffentlic­h bei nächster Gelegenhei­t besprochen. Entlastung, gesamtheit­lich gedacht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria