Der Standard

Erhöht den Druck!

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Nichtatomw­affenstaat­en sind zu Recht angefresse­n. Seit Jahrzehnte­n halten sich die offizielle­n Atommächte – USA, Russland, Großbritan­nien, Frankreich, China – nicht an ihr Verspreche­n einer kompletten Abrüstung nach dem Atomwaffen­sperrvertr­ag. Ganz im Gegenteil, sie rüsten auf, modernisie­ren ihre Arsenale und drohen mit deren Einsatz – das lange geltende „nukleare Tabu“stirbt gerade. Außerdem haben sich mit Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel vier Staaten außerhalb des Vertrags Atomwaffen zugelegt und die Welt damit für alle gefährlich­er gemacht.

Kein Wunder also, dass sich die zivile Abrüstungs­kampagne gemeinsam mit engagierte­n Staaten – darunter Österreich – dazu durchgerun­gen hat, mit dem Verbotsver­trag ein ergänzende­s internatio­nales Vertragswe­rk zu schaffen und so den Druck auf die Atomwaffen­staaten zu erhöhen.

Seit dem russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine sind Nuklearwaf­fen aber plötzlich wieder begehrt – ob als Versicheru­ng gegen Aggressore­n oder als Freifahrts­chein für expansions­affine Autokraten. Nun könnte man resigniere­n und glauben, der Verbotsver­trag sei tot, bevor er wirklich am Leben war. Man könnte und sollte aber auch einfach den Druck auf jene Staaten erhöhen, die nach außen hin Atomwaffen ablehnen, es sich aber gerne unter dem nuklearen Schutzschi­rm bequem machen. Die erste Überprüfun­gskonferen­z zum Verbotsver­trag ab heute, Dienstag, in Wien ist der ideale Zeitpunkt dafür.

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