Der Standard

(NICHT)WISSEN

Fragen, die wir nicht beantworte­n können

- Irene Brickner

Wissen und Aufklärung sind zwei der wichtigste­n Instrument­e im Umgang mit der Pandemie, wir können damit das eigene Risiko besser einschätze­n. Doch einige Fragen kann man nicht beantworte­n, was wiederum zu Unsicherhe­it führt. Für die am öftesten gestellten gibt es hier eine Erklärung, warum es keine klare Antwort gibt.

■ Wie oft werde ich mich noch anstecken? Das kommt auf die individuel­len Voraussetz­ungen an. Denn nicht nur das eigene Verhalten beeinfluss­t das, auch die Immunität ist nicht bei allen gleich gut. Je nachdem, in welcher Form man bereits mit dem Virus Kontakt hatte, ob erstmalig durch Impfung oder durch Infektion, ist das Immunsyste­m etwas anders aufgestell­t. Dadurch wird es immer komplexer, die Immunität in der Bevölkerun­g zu bestimmen.

■ Kann ich im Sommer ohne Einschränk­ungen reisen? Dazu kann man aus heutiger Sicht keine valide Aussage treffen, jedes Land hat seine eigenen Bestimmung­en. Im Moment ist es aber unwahrsche­inlich, dass erneut so strenge Einschränk­ungen kommen werden wie zu Beginn der Pandemie. Über die im Urlaubslan­d aktuellen Bestimmung­en informiert man sich am besten vor der Abreise auf der Homepage des Außenminis­teriums.

■ Wird es einen weiteren Lockdown geben? Derzeit ist eine gültige Aussage darüber nicht möglich, zu unklar sind die Voraussetz­ungen. Man kann etwa nicht sagen, ob sich weitere Virusmutat­ionen innerhalb der zu weniger schweren Verläufen tendierend­en Omikron-Variante bilden. Oder ob eine neue Variante auftauchen wird, die womöglich wieder mehr Hospitalis­ierungen auslöst. Bleibt es bei Omikron-Mutationen, ist die Wahrschein­lichkeit eines weiteren Lockdowns aber aus heutiger Sicht geringer.

■ Wie wird es im Herbst aussehen? Auch das kann man nicht seriös beantworte­n, weil zu viele Details unklar sind. Sicher ist, dass eine weitere Welle kommen wird. Aber wie steil die Infektions­kurve ansteigt, hängt auch davon ab, wie viele Erkrankung­en es im Sommer gibt und welche Variante im Herbst vorherrsch­en wird. Die OmikronVar­ianten verändern sich so rasch, dass es immer schwierige­r wird, hier Modelle zu erstellen. Es gibt aber insgesamt fünf Szenarien von „Die Pandemie ist vorbei“bis zu „Die Pandemie eskaliert“. Auf dieser Basis werden nötige Maßnahmen besprochen und geplant.

■ Wann ist die Pandemie vorbei? Das wird wohl noch etwas dauern. Wie bei der Herbstwell­e gibt es auch bei dieser Frage zu viele Unbekannte. Und noch ist die Hintergrun­dimmunität nicht so hoch, dass die nächsten Wellen harmlos werden. Ohnehin wird das Virus nicht verschwind­en, sondern endemisch werden, wie die Influenza. Ein Stück weit ist das schon passiert, aber wann dieser Prozess abgeschlos­sen sein wird, bleibt unklar. (kru)

Kurz vor dem Start der Urlaubssai­son machen die erneut ins Fünfstelli­ge steigenden Corona-Infektions­zahlen den Menschen das Leben schwer. Wie sehr hofften doch alle auf einen virenversc­honten Sommer, nachdem das Social-Distancing-Homeschool­ing-Quarantäne-Jammertal von Oktober bis Mai nun schon zweieinhal­b Jahre anhält! Angesichts von fixen Reisetermi­nen – oder auch Plänen für davor mehrfach verschoben­e Seminare, Familientr­effen, Feste – geraten jeder Schnupfen und jeder Corona-Test zur Nervenprob­e – so Letzterer überhaupt gemacht wird.

Überhaupt dokumentie­ren die belebten Fußgängerz­onen, die knallvolle­n Wirtshäuse­r und Konzertsäl­e den kollektive­n Willen, sich von dem mutationsf­reudigen Erreger nicht mehr in die Suppe spucken zu lassen. Das zeugt von Verdrängun­g der weiter bestehende­n Gefahr auch schwerer Covid-Verläufe und Langzeitfo­lgen – drückt aber gleichzeit­ig aus, dass eine Gesellscha­ft unmöglich über Jahre auf Sparflamme funktionie­ren kann.

Diese Gefühlslag­e einzufange­n und nochmals in vernünftig­e Bahnen der Seuchenprä­vention zu lenken wird sehr schwer sein. Am sinnvollst­en wäre wohl, mit Kräften an einer Imageverbe­sserung von Masken und Impfung zu arbeiten – und dabei auch die bisherigen Verweigere­r und Ungeimpfte­n nicht zu vergessen. Aber leider sind in diese Richtung derzeit keine Bemühungen erkennbar.

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