(NICHT)WISSEN
Fragen, die wir nicht beantworten können
Wissen und Aufklärung sind zwei der wichtigsten Instrumente im Umgang mit der Pandemie, wir können damit das eigene Risiko besser einschätzen. Doch einige Fragen kann man nicht beantworten, was wiederum zu Unsicherheit führt. Für die am öftesten gestellten gibt es hier eine Erklärung, warum es keine klare Antwort gibt.
■ Wie oft werde ich mich noch anstecken? Das kommt auf die individuellen Voraussetzungen an. Denn nicht nur das eigene Verhalten beeinflusst das, auch die Immunität ist nicht bei allen gleich gut. Je nachdem, in welcher Form man bereits mit dem Virus Kontakt hatte, ob erstmalig durch Impfung oder durch Infektion, ist das Immunsystem etwas anders aufgestellt. Dadurch wird es immer komplexer, die Immunität in der Bevölkerung zu bestimmen.
■ Kann ich im Sommer ohne Einschränkungen reisen? Dazu kann man aus heutiger Sicht keine valide Aussage treffen, jedes Land hat seine eigenen Bestimmungen. Im Moment ist es aber unwahrscheinlich, dass erneut so strenge Einschränkungen kommen werden wie zu Beginn der Pandemie. Über die im Urlaubsland aktuellen Bestimmungen informiert man sich am besten vor der Abreise auf der Homepage des Außenministeriums.
■ Wird es einen weiteren Lockdown geben? Derzeit ist eine gültige Aussage darüber nicht möglich, zu unklar sind die Voraussetzungen. Man kann etwa nicht sagen, ob sich weitere Virusmutationen innerhalb der zu weniger schweren Verläufen tendierenden Omikron-Variante bilden. Oder ob eine neue Variante auftauchen wird, die womöglich wieder mehr Hospitalisierungen auslöst. Bleibt es bei Omikron-Mutationen, ist die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Lockdowns aber aus heutiger Sicht geringer.
■ Wie wird es im Herbst aussehen? Auch das kann man nicht seriös beantworten, weil zu viele Details unklar sind. Sicher ist, dass eine weitere Welle kommen wird. Aber wie steil die Infektionskurve ansteigt, hängt auch davon ab, wie viele Erkrankungen es im Sommer gibt und welche Variante im Herbst vorherrschen wird. Die OmikronVarianten verändern sich so rasch, dass es immer schwieriger wird, hier Modelle zu erstellen. Es gibt aber insgesamt fünf Szenarien von „Die Pandemie ist vorbei“bis zu „Die Pandemie eskaliert“. Auf dieser Basis werden nötige Maßnahmen besprochen und geplant.
■ Wann ist die Pandemie vorbei? Das wird wohl noch etwas dauern. Wie bei der Herbstwelle gibt es auch bei dieser Frage zu viele Unbekannte. Und noch ist die Hintergrundimmunität nicht so hoch, dass die nächsten Wellen harmlos werden. Ohnehin wird das Virus nicht verschwinden, sondern endemisch werden, wie die Influenza. Ein Stück weit ist das schon passiert, aber wann dieser Prozess abgeschlossen sein wird, bleibt unklar. (kru)
Kurz vor dem Start der Urlaubssaison machen die erneut ins Fünfstellige steigenden Corona-Infektionszahlen den Menschen das Leben schwer. Wie sehr hofften doch alle auf einen virenverschonten Sommer, nachdem das Social-Distancing-Homeschooling-Quarantäne-Jammertal von Oktober bis Mai nun schon zweieinhalb Jahre anhält! Angesichts von fixen Reiseterminen – oder auch Plänen für davor mehrfach verschobene Seminare, Familientreffen, Feste – geraten jeder Schnupfen und jeder Corona-Test zur Nervenprobe – so Letzterer überhaupt gemacht wird.
Überhaupt dokumentieren die belebten Fußgängerzonen, die knallvollen Wirtshäuser und Konzertsäle den kollektiven Willen, sich von dem mutationsfreudigen Erreger nicht mehr in die Suppe spucken zu lassen. Das zeugt von Verdrängung der weiter bestehenden Gefahr auch schwerer Covid-Verläufe und Langzeitfolgen – drückt aber gleichzeitig aus, dass eine Gesellschaft unmöglich über Jahre auf Sparflamme funktionieren kann.
Diese Gefühlslage einzufangen und nochmals in vernünftige Bahnen der Seuchenprävention zu lenken wird sehr schwer sein. Am sinnvollsten wäre wohl, mit Kräften an einer Imageverbesserung von Masken und Impfung zu arbeiten – und dabei auch die bisherigen Verweigerer und Ungeimpften nicht zu vergessen. Aber leider sind in diese Richtung derzeit keine Bemühungen erkennbar.