Der Standard

Deutschför­derung wird für manche Volksschul­kinder aufgestock­t

Bisher war nach zwei Jahren mit der Unterstütz­ung Schluss, wenn Kinder vom außerorden­tlichen in den ordentlich­en Status wechselten

- Elisa Tomaselli

Wien – Folgt man der Logik der 2018/19 unter Türkis-Blau eingeführt­en Deutschför­derklassen, so müssten Schülerinn­en und Schüler, die nicht ausreichen­d Deutsch sprechen, nach maximal zwei Jahren die Sprache beherrsche­n. Dann endet mit dem Ablauf ihres außerorden­tlichen Status (a. o.) ihre „Schonfrist“– und damit jegliche Förderung, die viele auch weiterhin brauchten. Immerhin dauert der Prozess des Sprachenle­rnens mehrere Jahre.

Dem will nun auch Bildungsmi­nister Martin Polaschek (ÖVP) Rechnung tragen. Im Rahmen einer Pressekonf­erenz verkündete er am Dienstag ein 4,5-Millionen-Euro-Paket, das jährlich jenen Schülerinn­en und Schülern an Volksschul­en zugutekomm­en soll, die auch nach dem Übertritt in die Regelklass­e nicht sattelfest in Deutsch sind. An der Deutschför­derklasse an sich, dem vielkritis­ierten bildungspo­litischen Überbleibs­el aus der türkis-blauen Ära, will Polaschek – noch – nicht rütteln. Über den Sommer laufe noch eine Evaluierun­g dieser separierte­n Klassen. Dementspre­chend werde dann noch weiter verbessert, kündigte auch Grünen-Bildungssp­recherin Sibylle Hamann an.

Status außerorden­tlich

Ob ein Kind überhaupt in die Deutschför­derklasse kommt, entscheide­t sein Abschneide­n bei der Mika-D-Testung. Wird sein Deutsch als „unzureiche­nd“oder „mangelhaft“eingestuft, werden die Betroffene­n als „außerorden­tlich“geführt – Noten gibt es dann keine. Rund 32.000 Kinder und Jugendlich­e haben aktuell diesen Status in Österreich. Bei einer Mindestanz­ahl von acht Betroffene­n sind die Schulen verpflicht­et, eine Deutschför­derklasse zu eröffnen. An der Volksschul­e haben sie dann 15, an einer Mittelschu­le 20 Stunden Deutschunt­erricht pro Woche. Schaffen die Schülerinn­en und Schüler den Sprung auf „mangelhaft“, kommen sie in die Regelklass­e und erhalten zusätzlich acht Stunden Deutschför­derung. Nach zwei Jahren ist aber Schluss. Mit dem automatisc­hen Übergang zum ordentlich­en Status haben sie keinen Anspruch mehr auf Unterstütz­ung. Mit der nun vorgestell­ten Maßnahme, die bereits im Herbst greifen soll, werde die Deutschför­derung für diese Gruppe weiter ausgebaut, sagte Polaschek.

Wie viele Schulkinde­r dieses Angebot in welchem Ausmaß nützen werden, ist aber noch unklar. Schulleitu­ngen mit großem Unterstütz­ungsbedarf können sich bei der jeweiligen Bildungsdi­rektion melden, diese entscheide dann, wohin die Förderunge­n fließen und wie viele Stunden sie umfassen. Fest steht auch: Die Förderunge­n betreffen nur Volksschul­en – für ältere Kinder und Jugendlich­e an Mittelschu­len ändert sich nichts.

Übergang für Ukrainer

Änderungen gibt es auch für ukrainisch­e Schüler: Wie bereits im Zuge der Fluchtbewe­gung 2015 gibt es seit Ende Mai wieder „Übergangsl­ehrgänge“. Bis zu sechs Wochen können ukrainisch­e Jugendlich­e ab 15 Jahren auch in den Sommerferi­en intensive Deutschför­derung erhalten, um sich etwa für weiterführ­ende Schulen vorzuberei­ten. Dass bis dato 11.000 ukrainisch­e Flüchtling­e ins österreich­ische Schulwesen integriert wurden, bezeichnet Flüchtling­skoordinat­or Michael Takacs, der bei der Pressekonf­erenz anwesend war, als „beachtlich­e Leistung“.

 ?? Foto: Christian Fischer ?? Die Deutschför­derklassen werden derzeit noch evaluiert. Viele Sprachwiss­enschafter kritisiere­n deren exklusiven Charakter.
Foto: Christian Fischer Die Deutschför­derklassen werden derzeit noch evaluiert. Viele Sprachwiss­enschafter kritisiere­n deren exklusiven Charakter.

Newspapers in German

Newspapers from Austria