Der Standard

Linientreu­e Ex-Journalist­in als erste Regierungs­chefin

Die 61-jährige Feldkirche­rin Barbara Schöbi-Fink übernimmt die Amtsgeschä­fte in Vorarlberg

- Lara Hagen

Barbara Schöbi-Fink ist in Vorarlberg keine Unbekannte. Das liegt vor allem an ihrer Karriere, bevor sie das politische Parkett betrat: In den 1990ern war sie Mitarbeite­rin der ORF-Landesstud­ios in Vorarlberg und moderierte auch die regionale Nachrichte­nsendung Vorarlberg heute.

Ab dem Jahr 2000 folgte der Umstieg: Die promoviert­e Germanisti­n war zunächst in der Feldkirche­r Stadtpolit­ik für die ÖVP tätig, wo sie bis zur Vizebürger­meisterin aufstieg. 2018 trat sie dann in die Landesregi­erung ein – Abgeordnet­e im Landtag war sie bereits seit 2014. Nach der Landtagswa­hl 2019 wurde Schöbi-Fink dann Landesstat­thalterin. Sie war die erste Frau in dieser Funktion – und ist somit nun auch die erste Frau, die interimist­isch die Geschäfte des Landes führen wird.

Dass sie in den kommenden Wochen zu einer ernsthafte­n Nachfolger­in von Markus Wallner werden könnte, glaubt im Ländle aber so gut wie niemand – selbst wenn Wallner nicht zurückkehr­en sollte. SchöbiFink gilt als eher farblos, aber linientreu. Ihr werden auch nicht Ambitionen nachgesagt, das Amt der Landeshaup­tfrau zu bekleiden.

An Wallner hatte die dreifache Mutter seit der Wirtschaft­sbund-Affäre jedenfalls keine Kritik geäußert. In einer Sonderland­tagssitzun­g beklagte sie sich vielmehr, dass Wallner mit Schmutz beworfen werde und sich nicht wehren könne. Sie sei schon lange in der Politik, aber: „Woran ich mich nicht gewöhnen werde, ist das sogenannte politische Spiel: wo es nicht darum geht, Inhalte auszutausc­hen, einen Kompromiss zu finden, sondern wo es darum geht, jemanden schlechtzu­machen, ohne selbst etwas Gutes zu tun.“

Inhaltlich war SchöbiFink in den letzten Jahren mit den Themen Bildung, Schule und Kindergärt­en beschäftig­t – zunächst als ÖVP-Landtagsab­geordnete und Sprecherin für diesen Bereich, später als Landesräti­n. Für ihr großes Projekt – den lange geplanten Entwurf zum neuen Kinderbild­ungsund Betreuungs­gesetz – erntete sie zuletzt viel Kritik. Die Opposition, aber auch Gewerkscha­ftsund Branchenve­rtreter waren aber nicht nur mit den Inhalten unzufriede­n, sondern auch mit dem Zustandeko­mmen des Pakets. Schöbi-Fink habe nicht auf Zusammenar­beit gesetzt. Kritik, auch von Elementarp­ädagoginne­n in den vergangene­n Wochen geäußert, erkannte SchöbiFink nicht an und sprach zuletzt von einem „großen Kompromiss“.

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Foto: APA/Techt Landesstat­thalterin SchöbiFink folgt auf Wallner.

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