Deutsch-Paket stößt auf Kritik
Förderung an Volksschulen greift laut Experten zu kurz
Wien – Lange Zeit war es ruhig um die Deutschförderung an den Schulen Österreichs. Zwar hagelte es in regelmäßigen Abständen Kritik an den unter Türkis-Blau eingeführten Deutschförderklassen (DFK) für Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen, Verbesserungen blieben – neben einer seit 2021 laufenden Evaluierung – aber aus. Am Dienstag bewegte sich dann doch was: Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) stellte zusätzliche Deutschförderung für jene Volksschüler
in Aussicht, die nach Ablauf ihres außerordentlichen Status nach zwei Jahren immer noch Probleme mit der Sprache haben.
Wie vielen Kindern und in welchem Umfang die Förderung zugutekommen wird, konnte das Ministerium noch nicht sagen. Aber: 4,5 Millionen Budget pro Jahr werden veranschlagt. Kommt nun also Bewegung in die Langzeitbaustelle?
Förderung als „Kosmetik“
Fachleute beäugen das kritisch: Grundsätzlich sei es positiv, „wenn mehr Ressourcen in die Deutschförderung fließen“, sagt der Germanist Hannes Schweiger, allerdings werde immer noch an den DFK festgehalten. Weil dort der Fokus auf Deutsch liege, bleibe meist das fachliche Lernen auf der Strecke. Auch hinke der Betreuungsschlüssel: „Es bräuchte eine zusätzliche Lehrkraft pro Klasse.“Das Ziel müsste laut Schweiger jedenfalls sein, die Kinder in die Regelklasse zu integrieren.
Auch für Bildungswissenschafterin Susanne Schwab sind die neuen Maßnahmen „reine Kosmetik“. Dass ein separates Modell keinerlei Vorteile bringt, hätten schon Erhebungen vor Einführung der DFK gezeigt – bis dahin wurde es den Schulen überlassen, ob sie die Kinder gemeinsam lernen lassen. Das nunmehrige Deutschmodell berge hingegen die Gefahr für Laufbahnverluste: „Wir haben Kinder in der zweiten Mittelschulklasse, die ihre neun Pflichtschuljahre aufgebraucht haben.“Ob sich daran was ändern wird, dürfte von den Ergebnissen der Evaluierung abhängen. (etom)