Der Standard

Finny, eine subtile Botschafte­rin

- Petra Stuiber

Kinder und Tiere, so lautet eine Bauernrege­l im Aufmerksam­keitsgewer­be, ziehen immer. Daher gewinnen Tiersendun­gen regelmäßig Beliebthei­tsumfragen, Kinder im TV-Studio haben einen hohen „Süüüß!!!“-Faktor.

In Österreich geht man ja in Sachen niedliche Klischees gerne oft einen Schritt weiter – und bemüht Tiere auch mal als politische­s Symbol.

Da gab’s zum Beispiel eine beinharte Umfrage im Auftrag des Finanzmini­steriums, die sich mit der Frage beschäftig­te, welche Tiere wohl Spitzenpol­itiker wären. Man fand im – zuletzt auch deshalb

„ZIB 2“MIT MARTIN THÜR UND DACKEL FINNY

zurückgetr­etenen Kanzler — einen Delfin und ein Eichhörnch­en wieder. Ein gutes, sympathisc­hes Symbol, wie die Studieners­tellerin suggeriert­e.

Dienstagab­end setzte eine hübsche Dackeldame im ZiB 2-Studio einen Akzent, der es mit der Delfin-und-Eichhörnch­en-Umfrage durchaus aufnehmen kann.

Moderator Martin Thür wies am Ende der Sendung auf den „Tag des Dackels“hin und hob zum Beweis Fräulein Finny auf den Tisch. Hübsch, schlank (bei Dackeln nicht immer der Fall) – und ein wenig verwirrt –, eroberte sie das Herz aller Zuseherinn­en und Zuseher binnen weniger Sekunden und ging im Internet gleich einmal viral.

Was sagt uns das? Eine stark kritisiert­e Pflegerefo­rm, ein Gesundheit­sminister, der sich nicht dazu befragen lassen wollte, Atomgefahr und ein schräger Präsidents­chaftskand­idat sind berichtens­wert.

Wirklich bewegt hat aber der Dackel in seiner tierischen Unschuld. Vielleicht sollten wir aktuelle Politik öfter als eine „animal farm“betrachten.

➚ derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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