Der Standard

Ausgebrems­te Forscherin­nen

- Tanja Traxler

Sind Wissenscha­fterinnen unprodukti­ver als ihre männlichen Kollegen – oder werden ihre Leistungen nicht im selben Maße honoriert? Viele Diskussion­en zum niedrigen Frauenante­il in der Wissenscha­ft oszilliere­n zwischen diesen Polen. Eine Studie zeigt nun, dass der Gender-Gap bei Publikatio­nen und Patenten auf Letzteres zurückzufü­hren ist. Dass beteiligte Forscherin­nen in Fachjourna­len seltener als ihre Kollegen genannt werden, hat weitreiche­nde Folgen in der Frage, wer Karriere macht – und wer auf der Strecke bleibt.

In den vergangene­n Jahren wurde einiges in Sachen Frauenförd­erung auf den Weg gebracht: Stipendien, Quoten und Bewusstsei­nsbildung. Mit der diesjährig­en Wittgenste­inPreisträ­gerin Christa Schleper wird eine hochverdie­nte Forscherin geehrt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass Frauen auch hierzuland­e Anerkennun­g oft verwehrt bleibt und noch viel für die Gleichbere­chtigung zu tun ist.

Wenn Anerkennun­g für die Leistungen von Frauen ausbleibt und stattdesse­n männliche Kollegen die Lorbeeren einstreife­n, ist das zutiefst ungerecht. Solche Diskrimini­erungen hemmen aber auch, was an der Wurzel wissenscha­ftlichen Fortschrit­ts liegt: den Wettbewerb der besten Ideen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht. Die Anerkennun­g von Forscherin­nen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern essenziell für den ungebremst­en Erkenntnis­gewinn.

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