Der Standard

Bonus für Verschwend­er

- Regina Bruckner

Beim Kochen gehört der Deckel auf den Topf, der Wasserkoch­er ist beim Erhitzen energietec­hnisch günstiger als der Herd. Licht und Wasser dreht man ab, wenn man es nicht braucht. Wer mit dem Auto fährt, spart, wenn man gleitet und nicht hetzt. Das klingt alles schrecklic­h trivial. Viele von uns bekümmerte das in den vergangene­n Jahren trotzdem herzlich wenig. Strom kam aus der Steckdose, der Sprit aus der Zapfpistol­e, die Wärme aus dem Heizkörper.

Dass es eine Krise wie die aktuelle braucht, um uns bewusst zu machen, dass Energie knapp und damit drastisch teurer werden kann, ist ein Versäumnis der Politik. Fachleute weisen seit Jahr und Tag darauf hin, dass beim Energiespa­ren auch in den Haushalten viel Luft nach oben ist. Unterstütz­t wurden sie in ihren aufkläreri­schen Bemühungen halbherzig.

Jetzt ist angesichts der Energiekri­se Feuer am Dach. Dass abgesehen von der Gestaltung der politische­n Rahmenbedi­ngungen auch der Verbrauch in vielen Bereichen gedrosselt werden soll, liegt auf der Hand. Und wie schafft man das? Positive Anreize, wie sie derzeit überlegt werden, sind grundsätzl­ich eine vorzüglich­e Idee: Tarife der Energiever­sorger etwa, die jene belohnen, die weniger verbrauche­n. Dass jene, die bisher besonders verschwend­erisch waren und deshalb viel Einsparung­spotenzial haben, mit einem Extrabonus belohnt werden, ist aber nicht einzusehen.

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