Der Standard

Bauernbund erließ der ÖVP Schulden – nach Inseraten

SPÖ vermutet Wahlkampff­inanzierun­g

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Wien – Inseratens­chaltungen des Landwirtsc­haftsminis­teriums in der ÖVP-eigenen Bauernzeit­ung lassen bei der SPÖ weiterhin die Wogen hochgehen. Bei der Befragung von Ex-Ressortche­fin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Donnerstag im Untersuchu­ngsausschu­ss war bekannt geworden, dass die Inseratenk­osten des Ministeriu­ms im Wahlkampfj­ahr 2017 um 300.000 Euro gestiegen waren. Kurz danach wurden der ÖVP vom Bauernbund Schulden in derselben Höhe erlassen. Die SPÖ vermutet nun versteckte Wahlkampff­inanzierun­g.

SPÖ-Fraktionsf­ührer Jan Krainer betonte im Ö1-Mittagsjou­rnal, zwar nicht zu wissen, ob ein Zusammenha­ng zwischen den Geldtransf­ers bestehe und es sich um sogenannte Kickback-Zahlungen handeln könnte – allerdings vermutet er, dass die Bundes-ÖVP Geld für den Wahlkampf gebraucht habe und daher über diesen Umweg eine Finanzieru­ng stattgefun­den haben könnte.

Mail vom Pressespre­cher

Köstinger selbst hatte im U-Ausschuss jegliche persönlich­e Verantwort­ung für derartige Inserateng­eschäfte bestritten. Die im Mai zurückgetr­etenen Ministerin war im U-Ausschuss auch mit einer E-Mail ihres damaligen Pressespre­chers Daniel Kosak konfrontie­rt worden, in der er die Fachabteil­ung informiert­e: „Ich habe heute in einem persönlich­en Gespräch einen Gesamtrahm­en von rund 110.000 Euro für die Bauernbund-Zeitung vereinbart.“Krainer sieht darin eine Anweisung an die Beamten, die Vereinbaru­ng durchzufüh­ren. Auch die Fachabteil­ung habe darin einen Auftrag des Ministerbü­ros gesehen.

Kosak, der mittlerwei­le Sprecher von Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) ist, verwies gegenüber dem Mittagsjou­rnal darauf, dass das Ministeriu­m in der Bauernzeit­ung schon seit vielen Jahren inseriert habe. Seit seiner Tätigkeit im Landwirtsc­haftsminis­terium seien die Gesamtausg­aben für Inserate zudem von 2,1 auf 1,3 Millionen Euro reduziert worden.

Das Landwirtsc­haftsminis­terium verwies auf eigene Zahlen. Demnach seien die Inseratenz­ahlungen an die Bauernzeit­ung 2017 lediglich um 30.000 Euro gestiegen – von 159.000 auf 189.000 Euro. (APA)

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