Der Standard

Hommage an eine Botschafte­rin

Das Schlossmus­eum Linz widmet die Ausstellun­g „ISTR“der Anfang 2022 verstorben­en Lichtkünst­lerin Brigitte Kowanz

- „Brigitte Kowanz. ISTR“im Schlossmus­eum Linz, bis 24. 7.

Linz – Bis zuletzt hatte die große österreich­ische Gegenwarts­künstlerin gearbeitet. Ende Jänner dieses Jahres verstarb Brigitte Kowanz mit nur 64 Jahren nach schwerer Krankheit, gegen die sie lange gekämpft hatte. Auch die aktuelle Ausstellun­g im Linzer Schlossmus­eum hatte die gebürtige Wienerin noch mit entworfen, nach ihren Entwürfen wurde die raumgreife­nde Installati­on schließlic­h realisiert.

Diese lässt das Werk der gebürtigen Wienerin hochleben – und im wahrsten Sinne erstrahlen. Beleuchtun­g von außen benötigen die Arbeiten der Lichtkünst­lerin jedoch nicht. Viel eher wird diesen eine andächtige Bühne der Dunkelheit im Untergesch­oß des Schlosses geboten – sie leuchten aus sich heraus.

Eine Hälfte des weiten Raumes wird von weißem Neonlicht durchflute­t, ihre Quellen wickeln sich um die vier wuchtigen Pfeiler. Auf die Architektu­r dieser raumprägen­den Elemente ging Kowanz bewusst mit der Installati­on aus Neon, Glas und Spiegeln ein. Jede Säule ist mit je einem Buchstaben des Morsecodes versehen. Zusammenge­setzt ergeben sie den Titel der Ausstellun­g:

ISTR. Der verkürzte Gedanke bedeutet „I seem to recall“und möchte in Kowanz’ künstleris­chen Kosmos einladen, in dem sie Licht, Raum, Codes und Sprache zu einem poetischen Miteinande­r verwebt.

Zeitgeist im Schwarzlic­ht

Der Frage nach der Veränderun­g der Sprache durch die digitale Übertragun­g unserer Worte sowie deren

Einsatz auf Social Media ging die Biennale-Teilnehmer­in von 2017 in Werken nach, die aussehen wie Emojis oder Lampen aus SelfieRing­leuchten. Eine Leuchtschr­ift steht für sich: „omg, tbh, asap“. Immer wieder trifft das Publikum auch sein eigenes Spiegelbil­d in den konzeption­ellen Kunstwerke­n an.

Stets derartigen Zeitgeistf­ragen folgend, setzt der in Schwarzlic­ht getauchte zweite Teil der Schau mit neuen und älteren Lichtskulp­turen (siehe Bilder) in violetten, blauen und grünen Farbtönen dies fort. Ein leises Klackern ertönt aus einem aufleuchte­nden Tablet, das mit einem neongelben Kabel verbunden ist und Morsecodes sendet. Obwohl man Teil dieses Raumkunstw­erk wird, ist man zugleich unfähig, dessen Sprache zu verstehen. Mehr als die Worte der Künstlerin braucht es allerdings nicht: „Das Licht macht die Sprache sichtbar, und die Sprache macht das Licht sichtbar“.

Für die Botschafte­rin des Lichts, wie Kowanz genannt wurde, galt Licht als universell­er Stoff und Lebensgrun­dlage. Ihre konzeption­elle Poesie ist fester Teil der jüngeren Kunstgesch­ichte Österreich­s und die Ausstellun­g in Linz eines der letzten Projekte, an das die Staatsprei­strägerin selbst Hand anlegte. „Ohne Licht können wir weder sehen noch verstehen. Licht ist Informatio­n. Licht ist Leben.“(kr)

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Morsecodes, Emojis, Neonlicht: Kowanz formte aus aktuellen Fragestell­ungen wie der nach der Bedeutung der Sprache im digitalen Zeitalter poetische Leuchtskul­pturen. Bild: zweimal „Flashback“, 1988 und 2021.

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