Hommage an eine Botschafterin
Das Schlossmuseum Linz widmet die Ausstellung „ISTR“der Anfang 2022 verstorbenen Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz
Linz – Bis zuletzt hatte die große österreichische Gegenwartskünstlerin gearbeitet. Ende Jänner dieses Jahres verstarb Brigitte Kowanz mit nur 64 Jahren nach schwerer Krankheit, gegen die sie lange gekämpft hatte. Auch die aktuelle Ausstellung im Linzer Schlossmuseum hatte die gebürtige Wienerin noch mit entworfen, nach ihren Entwürfen wurde die raumgreifende Installation schließlich realisiert.
Diese lässt das Werk der gebürtigen Wienerin hochleben – und im wahrsten Sinne erstrahlen. Beleuchtung von außen benötigen die Arbeiten der Lichtkünstlerin jedoch nicht. Viel eher wird diesen eine andächtige Bühne der Dunkelheit im Untergeschoß des Schlosses geboten – sie leuchten aus sich heraus.
Eine Hälfte des weiten Raumes wird von weißem Neonlicht durchflutet, ihre Quellen wickeln sich um die vier wuchtigen Pfeiler. Auf die Architektur dieser raumprägenden Elemente ging Kowanz bewusst mit der Installation aus Neon, Glas und Spiegeln ein. Jede Säule ist mit je einem Buchstaben des Morsecodes versehen. Zusammengesetzt ergeben sie den Titel der Ausstellung:
ISTR. Der verkürzte Gedanke bedeutet „I seem to recall“und möchte in Kowanz’ künstlerischen Kosmos einladen, in dem sie Licht, Raum, Codes und Sprache zu einem poetischen Miteinander verwebt.
Zeitgeist im Schwarzlicht
Der Frage nach der Veränderung der Sprache durch die digitale Übertragung unserer Worte sowie deren
Einsatz auf Social Media ging die Biennale-Teilnehmerin von 2017 in Werken nach, die aussehen wie Emojis oder Lampen aus SelfieRingleuchten. Eine Leuchtschrift steht für sich: „omg, tbh, asap“. Immer wieder trifft das Publikum auch sein eigenes Spiegelbild in den konzeptionellen Kunstwerken an.
Stets derartigen Zeitgeistfragen folgend, setzt der in Schwarzlicht getauchte zweite Teil der Schau mit neuen und älteren Lichtskulpturen (siehe Bilder) in violetten, blauen und grünen Farbtönen dies fort. Ein leises Klackern ertönt aus einem aufleuchtenden Tablet, das mit einem neongelben Kabel verbunden ist und Morsecodes sendet. Obwohl man Teil dieses Raumkunstwerk wird, ist man zugleich unfähig, dessen Sprache zu verstehen. Mehr als die Worte der Künstlerin braucht es allerdings nicht: „Das Licht macht die Sprache sichtbar, und die Sprache macht das Licht sichtbar“.
Für die Botschafterin des Lichts, wie Kowanz genannt wurde, galt Licht als universeller Stoff und Lebensgrundlage. Ihre konzeptionelle Poesie ist fester Teil der jüngeren Kunstgeschichte Österreichs und die Ausstellung in Linz eines der letzten Projekte, an das die Staatspreisträgerin selbst Hand anlegte. „Ohne Licht können wir weder sehen noch verstehen. Licht ist Information. Licht ist Leben.“(kr)