Der Standard

Die Hitze bringt uns zum Rotieren

- Die Kolumne von Martin Putschögl

Rotisserie Chicken nennen sie in Amerika das Grillhendl vom Drehspieß. Damit ich mir in meinem südseitige­n Wohnzimmer mit französisc­hen Fenstern an Hitzetagen nicht vorkomme wie so ein Hendl, muss ich vorher rotieren. Das heißt, ich kurble: In der Früh in die eine Richtung, 50 Umdrehunge­n, und das Rollo ist unten. Am Abend wieder rauf. 27 Grad, mehr hatten wir in der Wohnung bisher zum Glück noch nie. Der außenliege­nde Sonnenschu­tz ist die nachhaltig­ste Maßnahme, um die Raumtemper­atur erträglich zu halten, denn die Hitze kommt so gar nicht erst rein (Klimagerät­eherstelle­r hassen diesen Trick). Aber klar, man braucht den Sonnenschu­tz eigentlich nur für ein paar Wochen im Jahr. Deshalb ist aber auch ein Elektroant­rieb nicht nötig; wir kurbeln.

Die Wärme draußen zu halten gelingt uns also großteils. Allerdings besteht dann immer noch das Problem, dass es auch in der Wohnung Hitzequell­en gibt. Ja, ich rede vom Bügeln. Gut, das lässt sich auch nach 22 Uhr erledigen. Was das Kochen betrifft, habe ich jetzt von sogenannte­n Solarkoche­rn vulgo Solarkochk­isten (das ist offenbar die häufigste Erscheinun­gsform) gelesen. Sehr interessan­t. Zum Kochen auf dem Balkon. Da sind Boden und Wände mit Isolierfol­ie beklebt, der Deckel ist ein Spiegel, der die Sonnenstra­hlen in die Kiste lenkt und bündelt. Kochen mit Sonnenener­gie – Lowtech par excellence! Der Nachteil: Man sollte die Kiste mit der Sonne mitdrehen, sonst dauert es recht lange, bis das Essen gar ist. Allerdings: „Solare Kochkisten können bereits morgens in einer entspreche­nden Richtung aufgestell­t werden, sodass das Essen abends fertig ist“, steht auf Wikipedia. Und das stelle ich mir super vor: Abends das Rollo rauf und – voilà! Fertig ist das auf dem Balkon langsam gegarte ... vegane Steak. Weniger Fleisch essen – gut fürs Klima!

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria