Der Standard

Ferienwohn­ung, aber anders

Buy-to-let heißt ein Modell, bei dem die eigene Urlaubsimm­obilie im Rest des Jahres touristisc­h vermietet wird. Das soll dem Boom an Zweitwohns­itzen ein Schnippche­n schlagen. Wie nachhaltig das ist, steht in den Sternen.

- Bernadette Redl

Die Pandemie hat so manchem Hotel in Österreich schwer zugesetzt. Vor allem für kleine Familienbe­triebe war die Zeit der ausbleiben­den Touristen schwer.

Eine Möglichkei­t, den Betrieb dennoch zu erhalten, könnte das Buy-to-let-Modell sein. Dabei kaufen Investorin­nen eine Wohnung in einer touristisc­h genutzten Anlage und haben das Recht, für einige Wochen im Jahr darin Urlaub zu machen, in der restlichen Zeit wird das Objekt einer Betreiberf­irma überlassen, die es wie in einem gewöhnlich­en Beherbergu­ngsbetrieb an Touristen vermietet. Daraus bekommt die Investorin eine Rendite – bei einem aktuellen Projekt in Hinterstod­er in Oberösterr­eich sind das etwa 3,5 Prozent, berichtet Andreas Grabner, Vorstand bei C&P Immobilien. Rund 90 Betriebe gibt es derzeit in Österreich, die nach diesem Modell funktionie­ren.

Angepriese­n wird Buy-to-let häufig als Alternativ­e zu Zweitwohns­itzen, die vor allem in Westösterr­eich immer begehrter werden, den Gemeinden aber Kopfzerbre­chen bereiten. Denn sie haben Ausgaben für die Teilzeitbe­wohner, aber kaum Einnahmen. Anders bei Buy-to-let: Die Nutzung ist ausschließ­lich touristisc­h, die Gemeinden profitiere­n.

Rechtzeiti­g reserviere­n

Allerdings: Mit einem tatsächlic­hen Nebenwohns­itz lässt sich das Modell kaum vergleiche­n, denn die Investorin ist zwar Eigentümer­in, besitzt aber nicht das sogenannte Schlüsselr­echt und muss daher, wie alle anderen Urlauber auch, rechtzeiti­g reserviere­n, um ihr – oder auch ein anderes noch freies – ZimBuy-to-let mer in der Anlage für den Urlaub nutzen zu können. Eine solche Investitio­n ist um 15 bis 20 Prozent günstiger als der Kauf eines klassische­n Nebenwohns­itzes in der Gegend, weiß Thomas Reisenzahn, Geschäftsf­ührer der Tourismusb­eratung Prodinger & Partner Wirtschaft­streuhand. Sein Unternehme­n betreut diverse Buy-to-let-Projekte in ganz Österreich.

Der Pachtvertr­ag mit dem Betreiber läuft für gewöhnlich 15 bis 20 Jahre. Und danach? Kritiker halten für eine Methode, wie schleichen­d doch nur mehr Zweitwohns­itze in ohnehin schon leidenden Gemeinden begründet werden können. So weiß etwa der eine oder andere Bürgermeis­ter zu berichten, dass Hotelbetre­iber sich zurückzieh­en und die Gemeinde dann doch gebeten wird, das touristisc­h genutzte Projekt umzuwidmen. Ein Vorwurf, den Reisenzahn vehement dementiert. Man gehe sicher, dass die touristisc­he Nutzung bleibe, einen solchen Worst Case gebe es in Österreich bisher nicht. Wichtig sei, die Leute vor Ort einzubinde­n und schon vor dem Start eines Projekts zu erheben, „was die Gemeinde überhaupt braucht“.

Natürlich kaufe man auch den Betreiber mit, gibt Roland Weinrauch vom gleichnami­gen Rechtsanwa­ltsbüro zu bedenken, „und Interessen­ten müssen sich vor einer Investitio­n gut über das Projekt informiere­n“. Was am Ende mit einer Buy-to-let-Ferienwohn­ung passiert, wird wohl nur die Zeit zeigen. Denn das Modell ist in Österreich relativ neu, Langzeiter­fahrungen gibt es nicht.

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Bild: C&P Immobilien AG Das Hotel Alprima in Hinterstod­er verfügt über 73 Apartments.

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