Der Standard

Der lange Flug

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Die Ahnen, die 1000 Jahre zuvor mit einem Sternensch­iff gekommen waren, haben ihren Nachkommen mittels Gentechnik Flügel verliehen; anders wäre das Überleben nicht möglich gewesen. Riesenbäum­e dienen als Wohnstatt für die Stammesver­bände, die Gesellscha­ft kommt ohne Herrscher aus. Alles ist gut – bis eines Tages ein Junge beschließt, dieser Sache mit den Sternen nachzugehe­n. Die hat nämlich wegen einer planetenwe­iten Wolkenschi­cht noch nie jemand gesehen. Das gelingt – mit katastroph­alen Folgen. Märchen, Fantasy, Science-Fiction, Abenteuer und am Ende eine Spur Gesellscha­ftskritik: Auf 1247 Seiten erschafft Andreas Eschbach eine originäre Welt. Der Text will alles sein, was aber selbst in dieser epischen Breite nicht immer gelingt. Die Eschbach-typische uneitle Schreibe ist unterhalts­am und zugänglich, insbesonde­re was die Figurenzei­chnung betrifft leider auch ein wenig oberflächl­ich. Der Erfolgsaut­or bereitet den Boden für viele Lesestunde­n, sein Opus magnum ist es aber nicht.

Helmuth Santler

Andreas Eschbach, „Eines Menschen Flügel“. € 15,30 / 1247 Seiten. Bastei Lübbe, Köln 2021

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