Dem eigenen Pass treu geblieben
Die Diskussion über die Staatsbürgerschaft ist auch eine über ein größer werdendes Demokratiedefizit. Dabei geht es nicht nur um jene Menschen, die keinen Pass bekommen. Viele verzichten auch darauf.
Die Diskussion über die Staatsbürgerschaft nimmt derzeit aus zweierlei Gründen wieder an Fahrt auf. Zum einen bleibt vielen Menschen der österreichische Pass wegen hoher Hürden verwehrt. Nicht selten sind davon auch Kinder betroffen, die zwar hierzulande geboren sind, deren Eltern aber zu wenig Geld zum Leben übrigbleibt. Zum anderen wird das Demokratiedefizit in Österreich immer größer. Ein Drittel aller Wienerinnen und Wiener beispielsweise kann aufgrund fremder Staatsbürgerschaft weder an Wahlen noch an Volksabstimmungen teilnehmen. In knapp zwei Jahrzehnten hat sich dieser Wert in Wien fast verdoppelt.
Wunsch biografieabhängig
Wie sich zeigt, geht es in dieser Diskussion aber nicht nur um Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine österreichische Staatsbürgerschaft bekommen. Der Wunsch danach ist je nach Migrationsbiografie auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Das geht aus einer Studie der Stadt Wien aus dem verNachteile gangenen Jahr hervor. Demnach sind es vor allem Menschen aus Drittstaaten, die einen österreichischen Pass anstreben. Als Gründe dafür wurden auch häufig Flucht vor Verfolgung und Krieg genannt.
In etwa gleich hoch liegt das Interesse an der Staatsbürgerschaft bei Befragten aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien – nämlich bei rund 50 Prozent.
Erwartbar niedrig ist dieser Wert unter Unionsbürgern. Das hat auch damit zu tun, dass diese im Vergleich zu Drittstaatsangehörigen keine im Bezug auf Freizügigkeit, Gleichbehandlung und Aufenthaltssicherheit haben. Der STANDARD hat mit vier Personen darüber gesprochen, warum sie die österreichische Staatsbürgerschaft nicht anstreben bzw. ihnen diese wegen einer anderen aberkannt wurde.
Keinen Erfolg brachte hingegen die Recherche über illegale österreichisch-türkische Doppelstaatsbürger. Sowohl von Anwälten als auch aus der türkischen Community ist zu hören, dass Betroffene nicht mit Medien sprechen wollen.