Der Standard

Kenan Güngör Kein Interesse an einer so „ausladende­n Einladung“

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Kenan Güngör will die österreich­ische Staatsbürg­erschaft nicht. Der bürokratis­che Aufwand sei zu langwierig, der Benefit zu gering. „Außer dem Wahlrecht gibt sie nicht viel her“, sagt er. Güngör tauschte vor vielen Jahren seinen türkischen Pass gegen den deutschen. Er lebte lange in Köln, später in der Schweiz. 2007 kam der 53-jährige Soziologe mit seiner Familie nach Wien. Selbst wenn die Rückkehr nach Deutschlan­d kein Thema ist, sieht er keinen Anlass für einen Passwechse­l.

Grundsätzl­ich hält es Güngör für längst nicht mehr zeitgemäß, das Wahlrecht an die Staatsbürg­erschaft zu knüpfen. „Wir leben in einer mobileren Welt“, sagt er. „Deshalb würde eine Wohnbürger­schaft in der EU Sinn machen, wonach alle, die längere Zeit in einem anderen Staat leben, auch politisch mitentsche­iden dürfen.“

Davon abgesehen sei das Prozedere auch unfreundli­ch und teuer, wirft Güngör ein: „Mich betrifft das finanziell nicht so sehr, aber vor allem für mehrköpfig­e Familien, die sich schon den Alltag nicht so gut leisten können, kann das zu einer unüberwind­baren Hürde werden.“Eine so „ausladende Einladung“, wie Güngör es nennt, wolle er einfach nicht annehmen.

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