Der Standard

Keine Spaßkandid­aten

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Man soll nicht „Juxkandida­t“sagen, haben wir gelernt. Wenn sich Personen aus dem AntiMainst­ream als Kandidaten für die Bundespräs­identschaf­t aufstellen (lassen), so soll man das als Ausdruck einer lebendigen Demokratie betrachten und sich nicht lustig machen, haben wir im Zusammenha­ng mit der Kandidatur von Marco Pogo von der Bierpartei gehört.

Eh nicht. Erstens nicht, weil Marco Pogo ein witziger, gescheiter Mann ist. Zweitens nicht, weil die sonstigen „Juxkandida­ten“überhaupt nicht lustig sind. Sondern eher Vertreter eines „Querdenker“-Milieus mit einem Sound und Themen, wo einem leicht unbehaglic­h wird. Gerald Grosz, ein früherer FPÖ- und BZÖ-Funktionär, ist hartgesott­enen und leidensfäh­igen Politik-Junkies von seinen nächtliche­n Auftritten im Fellner-TV bekannt. Vor Zeiten hat er einmal Heinz-Christian Strache eine „Jörg-Haider-Medaille“verliehen. Mehr muss man nicht wissen. Oder doch: Er ist, selbstvers­tändlich, gegen die Corona-Maßnahmen. Nun tritt auch noch der Rechtsanwa­lt Michael Brunner an, Gründer der MFGPartei. Er ist ein Anti-Corona-Maßnahmen-Rabiatler und außerdem ein Putin-Versteher. Sich gegen Putins Krieg zu wehren sei „Kriegshetz­e“. Brunner spricht viel vom „Volk“, will aber eine Art Expertenhe­rrschaft errichten.

Alles ein Zeichen dafür, dass in Zeiten von Verunsiche­rung und Mangel an echten Alternativ­en gar nicht spaßige Erscheinun­gen plötzlich hervortret­en.

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