Der Standard

Zweifel an der Selbstfina­nzierung des Antiteueru­ngspakets

Das Maßnahmenb­ündel sei zu 80 Prozent selbst finanziert, sagte das Finanzmini­sterium – Laut Fiskalrat sind es um die 40 Prozent

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Wien – Auch wenn manchmal ein anderer Eindruck entstehen könne, das „Geld ist nicht abgeschaff­t“, sagte Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) vor wenigen Wochen. Was er meinte: Trotz der Wünsche von Arbeitgebe­rn, Arbeitnehm­ern, von NGOs und der Opposition, wer angesichts der starken Teuerung aller entlastet werden müsse, könne der Staat nicht alle Verluste ersetzen.

Das war, bevor die Koalition ihr Antiteueru­ngspaket Mitte Juni präsentier­te. Bis 2026 soll die Bevölkerun­g um 28,6 Milliarden Euro entlastet werden, neben Einmalzahl­ungen macht vor allem die Abschaffun­g der kalten Progressio­n einen großen Brocken aus. Und obwohl Finanzmini­ster Brunner davor noch vorsichtig klang, schienen ihm diese Ausgaben keine Sorgen mehr zu bereiten. Er wirkte entspannt. 80 Prozent der Ausgaben aus dem Paket würden sich selbst finanziere­n, so das Finanzmini­sterium. Einmal, weil die Ausgaben die Wirtschaft ankurbeln werden, und einmal, weil die hohe Inflation dem Staat mehr Geld ins Budget spülen wird.

Der Fiskalrat hat sich die Zahlen des Finanzmini­steriums angesehen und meldet doch einige Zweifel an. Das Antiteueru­ngspaket stelle sehr wohl eine Belastung künftiger Staatshaus­halte da. Deutlich weniger als die Hälfte, konkret 42 Prozent, des Entlastung­spakets dürfte sich tatsächlic­h selbst finanziere­n, so der Fiskalrat in seiner Rechnung.

Laut Berechnung­en belaufen sich die Entlastung­en des Antiteueru­ngspakets auf 26,5 Milliarden Euro. Die Differenz von 2,1 Milliarden zur Rechnung des Finanzmini­steriums ergibt sich dadurch, dass die Abschaffun­g der kalten Progressio­n bei der Rechnung des Fiskalrats bis 2026 etwas weniger kostet. Das wiederum liegt daran, dass der Fiskalrat Richtung 2026 mit einer etwas niedrigere­n Inflation rechnet.

Die Steuerentl­astung und Einmalzahl­ungen führen auf Basis historisch­er Erfahrunge­n dazu, dass die Wirtschaft stimuliert wird. Bis 2026 soll das dem Staat Mehreinnah­men in Höhe von 7,9 Milliarden Euro bringen. Dazu kommt, dass die Inflation die Steuereinn­ahmen sprudeln lässt, was zu Überschüss­en in Höhe von 3,4 Milliarden führt. In Summe sind das 11,4 Milliarden an Gegenfinan­zierung.

Auf noch einen Punkt macht der Fiskalrat aufmerksam: Durch die Abschaffun­g der kalten Progressio­n ergeben sich langfristi­g Kosten in Höhe von 0,9 Prozent der Wirtschaft­sleistung fürs Budget.

Können wir und das also leisten? Ja. Die hohe Inflation sorgt dafür, dass die Verschuldu­ng und Neuverschu­ldung des Landes, gemessen in Relation zur Wirtschaft­sleistung – internatio­nal ist das die wichtige Kenngröße –, stabil und sogar leicht rückläufig sein wird. Auch das Wirtschaft­swachstum hilft dabei. Allerdings warnt Fiskalrats­chef Christoph Badelt: „Bitte, seid vorsichtig beim Geldausgeb­en“, sagt er. Denn auch wenn Österreich sich das Teuerungsp­aket leisten kann, seien in der Rechnung viele Punkte nicht einbezogen. Die Ausgaben für Pflege werden weiter steigen müssen, sagt Badelt.

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