Der Standard

Die Welle durchtauch­en

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Selbst als bekennende­r Vor- und Rücksichtl – ironische Selbstbesc­hreibung – in Sachen Covid muss man einsehen, dass die Pandemie in der Form, in der sie sich momentan präsentier­t, nicht mehr durch Verbote und Gebote regulierba­r ist. Macht niemand mehr mit. Hoffentlic­h lässt sich die neue Welle ohne viel Luftanhalt­en durchtauch­en, wie es sich für einen Sommer geziemt.

Die in zwei Corona-Jahren angelernte Skepsis lässt sich allerdings nur schwer abschüttel­n, auch, was die Weisheit unserer Regierende­n betrifft. Sie hissen ja die weiße Fahne angeblich, um die Spaltung der Gesellscha­ft zu lindern. Scheint nicht wirklich zu funktionie­ren. Berichte von Leuten, die etwa im Zug freiwillig Maske tragen und von Mitreisend­en dafür lautstark verhöhnt werden, häufen sich.

Und nur noch Weicheier und Warmdusche­rinnen halten sich an die wenigen noch existieren­den Regeln. Der junge Mann, der stolz davon erzählt, dass er in Kenntnis seiner Infektion und bereits mit Symptomen im Flugzeug nach Hause gereist ist, wird von seiner Zuhörersch­aft akklamiert: super gemacht! Das eigene Bett ist ja doch das beste, vor allem, wenn es einem so richtig mies geht.

Seine Nachbarn im Flieger mögen das anders sehen, aber sie wissen es ja nicht. Wenn es sie erwischt, halten sie das für des unvermeidl­ichen Schicksals Lauf: Das dumme Virus lässt sich eben nicht einsperren. Die Dummheit und die Dummen auch nicht.

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